Goeze

[192] Goeze, Johann Melchior, Theolog, geb. 16. Okt. 1717 in Halberstadt, gest. 19. Mai 1786 in Hamburg, studierte in Jena und Halle, war Prediger in Aschersleben und in Magdeburg, bis er 1755 nach Hamburg als Hauptpastor zu St. Katharinen berufen wurde. G. vertrat in der Theologie den Standpunkt des verknöcherten Luthertums der Wittenbergischen Theologen des 17. Jahrh.; er verschonte keinen aufgeklärten Schriftsteller seiner Zeit mit seiner streitsüchtigen Feder; Ramler, Büsching, Basedow u.a. mußten Vorwürfe von ihm hören. die von den Angegriffenen vielfach mit scharfem Spott vergolten wurden. Am meisten Aufsehen erregten seine Polemiken mit seinem Amtsbruder Johann Ludwig Schlosser über die Sittlichkeit der Schaubühne (seit 1769) und mit Lessing über die Wolfenbütteler Fragmente; auch über Goethes »Werther« sprach er sein Verdammungsurteil aus. Verdienstlich sind Goezes Forschungen über die niedersächsischen Bibelausgaben. Vgl. Röpe, Joh. Melch. G., eine Rettung (Hamb. 1860); Boden, Lessing und G. (Leipz. 1862). Eine neue Ausgabe von Goezes »Streitschriften gegen Lessing« veranstaltete Erich Schmidt (Stuttg. 1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 192.
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