Istvánfy

[68] Istvánfy (spr. ischtwānfi), Nikolaus, ungar. Geschichtschreiber, geb. um 1538 in Kisasszonyfalva im Baranyaer Komitat, gest. 1615 in Vinica bei Warasdin, studierte in Bologna und fungierte, von dort zurückgekehrt, 1562–68 als Sekretär des Primas Oláh. Nach dessen Tode ward er vom Kaiser Maximilian II. zum Sekretär bei der ungarischen Hofkanzlei in Wien und 1575 zum Vizekanzler ernannt. Auch besaß er das Vertrauen König Rudolfs, der ihn 1581 zum Palatin-Stellvertreter ernannte. Außerdem wurden ihm mehrere wichtige politische Sendungen anvertraut. Als er 1608 bei der Palatinuswahl unterlag, wurde er vom Schlag gerührt und blieb fortan gelähmt. Aus Habsucht und religiösem Eifer ließ er sich im Prozeß gegen seinen Rivalen Illésházy zur falschen Eidaussage verleiten. In der Literatur hat I. seinen Namen durch das Werk »Historiarum de rebus hungaricis libri 34« verewigt, das auf seinen Wunsch durch den Kardinal Pázmány 1622 in Köln herausgegeben, dann mehrmals aufgelegt,[68] später von den Jesuiten Timon und Kazy fortgeführt und 1867–68 von Vidovich in das Ungarische übersetzt wurde. Das in gutem Latein verfaßte, streng loyale Werk verfolgt unter dem Schein großer Objektivität katholische Tendenzen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 68-69.
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