Lebensknoten

[285] Lebensknoten (franz. Nœud vital), nach Flourens eine kleine, wenige Millimeter umfassende Partie des Kopfmarks am hintern Ende der Rautengrube, deren Verletzung (Nackenstich, Genickfang) rasch den Tod durch plötzlichen Stillstand der Atembewegungen und des Herzens herbeiführen soll, während das gesamte große Gehirn nebst den Ganglien an seiner Basis bei Tieren abgetragen werden kann, ohne daß das Leben unmittelbar vernichtet wird. Während Flourens ursprünglich glaubte, daß in der fraglichen Stelle das Zentrum des Lebens überhaupt liege, hat man später angenommen, daß sie nur das Atmungszentrum enthalte (s. Atmung, S. 55), und daß infolge ihrer Zerstörung bei den höhern Tieren Erstickungstod durch Aufhören der Lungenatmung herbeigeführt werde. Indes ist auch dieses Zentrum nicht so eng begrenzt. Frösche und andre Kaltblüter, bei denen die Hautatmung genügt, den ohnehin geringen Gaswechsel des Organismus zu unterhalten, leben noch lange Zeit nach der Zerstörung des Lebensknotens.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 285.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika