[170] Frösche (schwanzlose Lurche, Batrachier, Anūra [Ecaudata], Batrachia, hierzu Tafel »Frösche I u. II«), Ordnung der Amphibien (s.d.), gedrungen gebaute, nackthäutige Tiere ohne Schwanz, mit vier Beinen, von denen die hintern, durch besondere Länge und starke Muskulatur ausgezeichnet, zum Springen befähigen. Das Rückgrat besteht aus höchstens zehn Wirbeln; Rippen fehlen in der Regel, dagegen ist ein Brustbein immer vorhanden. Der breite, flache Kopf sitzt ohne Hals unmittelbar am Rumpf; in dem weiten Maul ist die breite Zunge hinten befestigt und (zum Fangen der Beute) hervorklappbar. Einige F. sind zahnlos, meist aber finden sich kleine Hakenzähne vor. Die Augen sind groß, weit hervorragend, zurückziehbar; von den Lidern kann das größere untere durchsichtige als Nickhaut über den Augapfel vollständig emporgezogen werden. Die Nasenlöcher an der Schnauzenspitze sind meist durch Klappen verschließbar. Das Ohr ist äußerlich nur durch das große, frei oder unter der Haut liegende Trommelfell erkennbar. Die Körperhaut ist drüsenreich und schlüpfrig, sie erscheint oft warzig und sondert dann gewöhnlich scharfe, ätzende Säfte ab. Unter ihr liegen weite Lymphräume, und sie besorgt einen Teil der Atmung. Sie wird periodisch (bei den einheimischen Formen allmonatlich) erneuert, indem sie über den Kopf, Rücken und die Beine hinweggezogen und in zwei sich allmählich in den Mund schiebenden Bändern verschlungen wird. Da die F. keinen Brustkorb besitzen, so ist die Atmung unvollkommen und besteht gewissermaßen in einem Einpressen und Schlucken von Luft. Der weite Kehlkopf dient als Stimmorgan; besonders die Männchen sind durch blasenförmig anschwellende Luftsäcke der Kehle zur Hervorbringung lauter Töne befähigt. Die Fortpflanzung fällt meist in das Frühjahr. Die Begattung erfolgt fast regelmäßig im Wasser; das Männchen befruchtet die in Schnüren oder klumpenweise austretenden, von einer zähen, im Wasser aufquellenden Gallertschicht (Laich) umgebenen Eier außerhalb des mütterlichen Körpers. Meist entwickelt sich der Laich im Wasser, doch gibt es auch merkwürdige Beispiele von Brutpflege durch beide Geschlechter. Bei Pipa streicht das Männchen die Eier auf den Rücken des Weibchens, wo sie in Vertiefungen der Haut zu liegen kommen; bei Alytes vergräbt sich das Männchen mit den um die Hinterschenkel gewundenen Eischnüren in die Erde; bei Notodelphys befindet sich unter der Rückenhaut des Weibchens eine Bruttasche; bei Rhinoderma werden die ausgeschlüpften Kaulquappen in den Kehlsack des Männchens ausgenommen und dort eine Zeitlang geschützt etc.
Bei den einheimischen Formen verlassen die Jungen das Ei als Kaulquappen, d. h. als Larven von Fischform, ohne Beine und ohne Maul, aber mit einem Ruderschwanz (Fig. a). Mit zwei Saugnäpfen heften sie sich an die Reste des Laiches an und beginnen ihre Metamorphose. Es entwickeln sich drei Paare äußerer verästelter Kiemen, der Körper wächst, das Maul bricht durch. Dann schwinden die äußern Kiemen und werden durch innere kammartige Kiemen ersetzt; am Maul bildet sich ein Hornschnabel aus; auch die Lungen entstehen und dienen neben den Kiemen zur Atmung. Die letztern gehen aber nach einer Häutung zugrunde, bei der auch die Vorderbeine zum Vorschein kommen, während die Hinterbeine schon früher entstanden sind (Fig. b und c). Wenn hierauf der Hornschnabel abgeworfen, der Schwanz zusammengeschrumpft ist und die Augen hervortreten, so ist die Metamorphose beendet (Fig. d u. e). Im allgemeinen dauert diese 35 Monate, doch gibt es auch F., die sie in kürzerer Zeit und noch dazu im Ei zurücklegen, wie z. B. der auf den westindischen Inseln lebende Hylodes martinicensis, der schon mit allen Beinen versehen ausschlüpft und nur noch das Schwänzchen zu verlieren hat, um völlig ein Frosch zu sein. Auch kann man die Metamorphose künstlich jahrelang zurückhalten. Die F. sind teils echte Landtiere und leben dann meist in dunkeln und feuchten Schlupfwinkeln, klettern aber auch auf Bäume, oder sie sind auf Wasser und Land angewiesen und haben alsdann an den Hinterfüßen Schwimmhäute. Sie leben von Insekten, Würmern und Wassertieren;[170] alle nehmen nur lebende Beute zu sich und jagen meist in der Dämmerung. Die wärmern Klimate sind besonders reich an großen und mannigfach gefärbten Arten. Die Bewohner der kältern und gemäßigten Gegenden halten einen Winterschlaf tief in der Erde, in Schlupfwinkeln oder im schlammigen Grunde des Wassers. Man teilt die F. in drei große Gruppen und etwa 16 Familien ein: I. Aglossa (F. ohne Zunge): hierher unter andern die Wabenkröten (s.d., Pipidae) und die Sporenfrösche (Dactylethra, Xenopus). II. Oxydactylia (F. mit Zunge und spitzen Zehen): hierher die Wasserfrösche (Ranidae, Tafel I, Fig. 27), Erdfrösche (Krötenfrösche, Pelobatidae mit Unken, Tafel II, Fig. 6 u. 7) und Geburtshelferkröte (Fig. 5; bilden den Übergang von den Wasserfröschen zu den Kröten), Kröten (s.d., Bufonidae, Tafel II, Fig. 4) u. a. III. Discodactylia (F. mit Zunge und mit breiten Zehen, deren Spitzen in Haftscheiben enden): hierher unter andern die Laubfrösche (Hylidae, Tafel II, Fig. 13, Tafel I, Fig. 1). Deutschland besitzt 6 Gattungen und 13 Arten.
Die Familie der Wasserfrösche (Ranidae Steind.) ist in allen Erdteilen, mit Ausnahme Neuhollands, überall, wo es Gewässer gibt, vertreten. Zur Gattung Rana L. gehören die grünen F. (Esculenta) mit vollkommen entwickelten bis zur längsten Zehenspitze reichenden Schwimmhäuten, äußern Schallblasen bei den Männchen und stets schwarz und hell marmorierten Hinterbacken.
Der grüne Wasserfrosch (Teichfrosch, Rana esculenta L., Tafel I, Fig. 6 u. 7), 910 cm lang, mit 10 cm langen Hinterbeinen, auch noch größer, ist oben grün mit schwarzen Flecken, drei gelben Längsbinden und zwei schwarzen Streifen auf dem Kopf, unten weißlich oder gelblich; das Männchen ist der Sänger der Froschteiche. Er findet sich in Europa, scheint aber dem Südosten und Südwesten des Erdteils zu fehlen; außerdem lebt er in Mittelasien bis zum Polarkreis, in Japan, auch in Nordwestafrika. Wo er vorkommt, tritt er wegen seiner großen Fruchtbarkeit in bedeutender Anzahl auf und liebt besonders kleine, umbuschte Teiche. Bei uns erscheint er Mitte April und verkriecht sich gegen Ende Oktober im Schlamm oder einer Höhlung am Grunde des Wassers; in Südeuropa dauert sein Sommerleben länger, und in Nordafrika hat er, wo die Gewässer nicht austrocknen, keine Ruhezeit. Er laicht Ende Mai oder Anfang Juni; die hellgelben, auf einer Seite dunkelgelben Eier sind mit einem gallertartigen Stoff umhüllt und fallen nach dem Legen zu Boden. Die millimeterlange Kaulquappe schlüpft am fünften oder sechsten Tag aus und wächst sehr schnell, die Metamorphose dauert vier Monate, und im fünften Jahr erreicht der Frosch die gewöhnliche Größe. Er lebt von Kerbtieren, Spinnen, Schnecken, jagt aber auch junge Fische und F. und soll selbst junge Mäuse u. Sperlinge verschlingen. Raubtiere aller Art stellen ihm eifrig nach. In Süddeutschland und ganz Südeuropa werden die Schenkel als wohlschmeckendes, leichtverdauliches Gericht gesotten und gebraten gegessen; in Italien verspeist man den ganzen ausgeweideten Frosch. Seit dem Altertum wurde er arzneilich benutzt, und das Froschlaichpflaster ist bis in die neuere Zeit gebräuchlich gewesen. Der größere Seefrosch (R. ridibunda Pall.) hat am Anfang der kleinsten Zehe einen viel kleinern Höcker als der vorige, und in der Zeichnung der Weichen und Hinterbacken fehlt das Gelb. Er lebt in Mittel- und Westasien, Rußland, Polen, Ungarn, Böhmen, in Deutschland an wenigen Stellen westlich bis Kreuznach und Frankfurt.
Bei den braunen Fröschen (Fusca) ist die Schwimmhaut nicht vollkommen, die Hinterbacken sind niemals dunkel marmoriert, und die Männchen haben keine äußern Schallblasenöffnungen. Der Taufrosch (Gras- oder Bachfrosch, R. temporaria L., R. platyrhinus Steenstr., Tafel I, Fig. 4), von der Größe des Teichfrosches, ist bräunlich, mit hellern oder dunklern Flecken, dunkeln Längsstreifen in der Schläfengegend und quergestreiften Beinen. Brust und Bauch sind beim Männchen grauweiß, beim Weibchen rötlich braungelb marmoriert. Er findet sich in ganz Europa bis zum Nordkap, in Asien bis Japan und in Nordamerika, steigt im Gebirge bis 2000 m empor und findet sich z. B. noch auf der Grimsel. Er begattet sich schon im März. Die Eier fallen nach dem Legen im Wasser zu Boden, steigen aber wieder empor, und nach 3 oder 4 Wochen schlüpft die Larve aus, die sich nach 3 Monaten verwandelt hat. Wegen dieser schnellen Metamorphose vermag der Teichfrosch auch in Gegenden mit kurzen Sommern auszudauern, zumal die Larve auch überwintern kann. Er bleibt aber nur während der Laichzeit im Wasser und sucht später Wiesen und Felder auf. Die oft in Scharen dem Wasser entsteigenden Jungen gaben Veranlassung zur Sage vom Froschregen. Er musiziert fast nur zur Laichzeit. Durch Vertilgung von Insekten, nackten Erdschnecken etc. wird er nützlich. Dagegen stellen ihm[171] zahlreiche Raubtiere nach, auch werden seine Schenkel gegessen. Der Feld- oder Moorfrosch (R. arvalis Nilss., R. oxyrrhinus Steenstr., Tafel I, Fig. 5) hat spitzere Schnauze, einen starken, harten und schaufelförmigen Fersenhöcker, kürzere Schwimmhäute und ungefleckten Bauch. Er bewohnt Nord-, Ost- und Mitteleuropa westlich bis zum Rhein, Westsibirien, das Kaukasusgebiet und Nordpersien; in Deutschland ist er typischer Bewohner der großen nordöstlichen Tiefebene und des Rheintals, in dem er bis Basel vordringt. Laichzeit Anfang bis Mitte April. Der Springfrosch (R. agilis Thom., Tafel I, Fig. 3) fällt auf durch zarten Körperbau, stark vorspringende Gelenkhöcker auf der Unterseite der Finger und Zehen, sehr lange, dünne Hinterbeine und erstaunliche Springfertigkeit; er lebt in Frankreich, der Schweiz, Italien, Griechenland, Dalmatien, Österreich, Böhmen und ist in Deutschland bis jetzt nur bei Straßburg i. E. und bei Würzburg gefunden worden. Laichzeit Ende April und Anfang Mai. Der Brüll- oder Ochsenfrosch (R. mugiens Merr.), 22 cm lang, mit 26 cm langen Hinterbeinen, auf der Oberseite olivengrün mit dunkeln Flecken und gelber Rückenlinie, auf der Unterseite gelblichweiß, bewohnt das östliche Nordamerika von New York bis New Orleans, besonders den Süden, findet sich an dicht mit Buschwerk überschatteten Strömen, frißt Kerbtiere, Schnecken, Fische, Wasservögel, namentlich auch Entenküchlein, ist sehr gefräßig und wird dadurch schädlich. Seine Stimme ist ungemein laut. Man genießt seine Hinterschenkel und hat versucht, ihn bei uns zu akklimatisieren.
Zu den großen, gedrungen krötenartig gebauten Hornfröschen (Ceratophrys Boie) mit in eine hohe Spitze verlängerten obern Augenlidern gehört der Schmuckhornfrosch (C. ornata Gthr., Tafel I, Fig. 2), der oberseits gelblich oder grünlich, dunkel olivengrün und weißlich gezeichnet ist. Er findet sich besonders häufig in Argentinien und nährt sich von andern Fröschen.
Die Familie der Erd- und Krötenfrösche (Bombinatoridae) umfaßt meist Landtiere, die sich Höhlungen und Gänge in der Erde graben und oft nur zur Laichzeit ins Wasser gehen. Die Knoblauchkröte (Krötenfrosch, Pelobates fuscus Wagl.), 7 cm lang, oben gelbbraun oder hellgrau, dunkel gefleckt, findet sich in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, lebt viel im Wasser, im Sommer auch auf Feldern in selbstgegrabenen Höhlungen, bewegt sich viel geschickter als die Kröten und lebt von Kerbtieren und Nacktschnecken. Sie verbreitet ungemein intensiven, die Augen zu Tränen reizenden Knoblauchgeruch; doch sind ihre Schenkel genießbar. Sie laicht im April im Wasser. Die Eier gehen in einer dicken, über 0,5 m langen Schnur ab und werden an Wasserpflanzen befestigt. Die Larven kriechen nach 56 Tagen aus und verlassen im Anfang des vierten Monats das Wasser. Die Feuerkröte (Unke, Bombinator igneus Merr., Tafel II, Fig. 6 u. 7), 4 cm lang, mit starken Warzen besetzt, auf dem Rücken dunkelgrau oder braun, auf der Unterseite stahlblau oder blauschwarz mit orangeroten bis scharlachroten Flecken; Männchen mit Schallblasen, zur Brunstzeit mit schwarzen Hautwucherungen am Arm und den Fingern. Sie bewohnt Schweden, Dänemark, Nord- und Mitteldeutschland, Rußland, Ungarn, Österreich, Böhmen; in Deutschland ist sie auf das Tiefland beschränkt und fehlt dem Rhein von Köln aufwärts. Im Sommer lebt sie in Gräben, Brüchern, Sümpfen, im Herbst zeitweilig auf dem Lande, schwimmt recht gut und hüpft mit ihren langen Hinterbeinen ziemlich schnell; sie schreit abends und die Nacht hindurch eintönig und nicht laut. Sie ist äußerst furchtsam und sondert in der Angst schaumigen, etwas scharfen Schleim ab. Ihre Nahrung besteht aus Insekten, Schnecken und Würmern. Die Laichzeit ist Mai und Juni, der Laich fällt im Wasser zu Boden, am neunten Tag schlüpfen die Larven aus, und zu Anfang Oktober ist die junge Brut entwickelt. Bei der Bergunke (B. pachypus Bon.) ist die Unterseite schwefel- bis orangegelb, unregelmäßig schwärzlich oder blaugrau gefleckt; Männchen ohne Schallblasen, zur Brunstzeit mit Wucherungen an Arm, Fingern und unter der zweiten und dritten Zehe. Sie bewohnt Holland, Belgien, Frankreich, die Schweiz, Mittel- und Süddeutschland, Italien, Österreich-Ungarn, Böhmen, in Deutschland nur das Hügel- und Bergland und die Oberrheinische Tiefebene, nicht gemeinschaftlich mit der vorigen. Sie laicht im Mai und Juni. Die Geburtshelferkröte (Fesselfrosch, Alytes obstetricans Wagl., Tafel II, Fig. 5), aus der Familie der Alytidae, ist 4 cm lang, von plumpem, krötenartigem Bau, mit kurzen, vierzehigen Füßen, dicken Schwimmhäuten und warziger Drüsenhaut, auf der Oberseite bläulich aschgrau, auf der Unterseite schmutzig weiß mit dunkel gefärbten Warzen und einer Seitenreihe weißlicher Warzen, findet sich in Spanien, Frankreich, Italien, in der Schweiz, in Deutschland nur im Rheingebiet, lebt in Höhlungen an schattigen Orten und bewegt sich schwerfällig wie eine Kröte. Das Weibchen legt im März und April in drei oder vier Sätzen 120150 Eier. Bei der Begattung treten die Eier in zwei gleichzeitig erscheinenden rosenkranzähnlichen Schnüren von 80170 cm Länge hervor und werden vom Männchen nach der Befruchtung 37 Wochen auf dem Rücken herumgetragen, bis die Embryonen hinreichend entwickelt sind. Dann geht das Männchen ins Wasser, die Jungen schlüpfen aus, um sich in normaler Weise weiter zu entwickeln, während das Männchen die Eihüllen abstreicht und dann wie andre Lurche den Sommer verbringt. Bisweilen trägt ein Männchen die Eier von 23 Weibchen.
Sehr abenteuerlich sind die überaus plumpen Kurzköpfe (Breviceps Merr.) gestaltet. Der ostafrikanische Kurzkopf (B. mossambicus Pet., s. Tafel »Äthiopische Fauna«, Fig. 16) ist 5 cm lang, überaus gedrungen gebaut, mit sehr kurzem Kopf, fast glattem Gesicht und sehr kurzen Gliedmaßen. Am Hinterfuß besitzt er eine sehr große, messerartige, schaufelförmige Grabschwiele. Er ist oberseits rotbraun, an den Seiten gelbbraun, unterseits schmutzig weiß, dunkel gefleckt, man kennt ihn von Mosambik und dem Festland; er scheint ein Termitenfresser zu sein. Die Ruderfrösche (Rhacophorus Kuhl) besitzen große Haftscheiben an den sehr großen Zehen und Schwimmhäute zwischen letztern. Sie gleichen den Laubfröschen, leben wie diese auf Bäumen und Sträuchern, gehören aber nach ihrem innern Bau zu den Wasserfröschen. Von den 30 Arten in Asien und Madagaskar lebt der Javaflugfrosch (R. Reinwardti Boie, Tafel I, Fig. 1) auf Java und Sumatra. Er ist 7,5 cm lang, tief grün, auf dem Bauch gelb und hat in der Jugend große tiefblaue Flecke auf den Schwimmhäuten. Die Larve hat eine Haftscheibe auf der Vorderhälfte des Bauches und ein rüsselförmig vorgezogenes Maul. Der Antillenfrosch (Coqui, Hylodes martinicensis D. B.), 5 cm lang, grauweiß, braun gefleckt, mit zwei gelblichweißen Seitenstreifen, unterseits weißlich, an den Beinen braun und weißlich quergestreift,[172] lebt auf Martinique, Haïti, Portoriko, St. Vincent, Barbados. Das Weibchen bringt seine Eier in einem Kokon im Laubwerk unter, bebrütet oder bewacht sie, und nach etwa 23 Wochen schlüpfen die Jungen aus, die bis auf ein kurzes Schwänzchen den Alten vollständig gleichen und auch dieses noch am ersten Tage verlieren. Der Embryo schwimmt im Ei in einer wasserklaren Flüssigkeit, besitzt keine Kiemen, wogegen der anfangs große Schwanz als Atmungsorgan zu dienen scheint.
Die sehr artenreiche Familie der Laubfrösche (Baumfrösche, Hylidae) ist am zahlreichsten in wärmern Gegenden und besonders in Amerika vertreten; die Laubfrösche leben in den Baumwipfeln und steigen nur zur Laichzeit in Sümpfe und Teiche herab Ihre Färbung ist sehr mannigfaltig und veränderlicher als die des Chamäleons, meist ahmt sie höchst täuschend die Farbe der oft sehr bunten Blätter nach. Der gemeine Laubfrosch (Baum- oder Laubkleber, Hyla arborea Cur., Tafel II, Fig. 3), 3 cm lang, oben hell blattgrün, unten grauweiß, mit schwarzen, oben gelb gesäumten Seitenstreifen, verfärbt sich zur Zeit der Häutung. Das Männchen treibt die Kehlhaut zu einer großen Schallblase auf und erzeugt laute Töne. Er findet sich mit Ausnahme des höhern Nordens in ganz Europa, in Nordafrika, ganz Nord- und Mittelasien und geht in Tirol bis 1500 m Höhe; bei uns erscheint er im April und schreitet sofort zum Laichen; der Laich bildet unförmliche Klumpen und bleibt am Grunde des Wassers liegen. Die Larven kriechen etwa nach 1011 Tagen aus, im August entsteigen die Jungen dem Wasser und gehen ins Laub, aber erst im vierten Jahre werden sie geschlechtsreif und beginnen zu quaken. Im Herbst verkriecht er sich im Schlamm. Er lebt auf Gebüsch und Bäumen, hält sich bei gutem Wetter auf der Oberseite, bei schlechtem auf der Unterseite der Blätter, geht aber bei anhaltendem Regen ins Wasser. Er nährt sich von Käfern, Fliegen, Schmetterlingen und Raupen. Man hält ihn als Wetterpropheten in Gläsern, doch ist sein Geschrei ganz trügerisch; nur vor einem Gewitter pflegt er mehr zu schreien als sonst, während des Regens aber und bei nassem Wetter verstummt er. Einzelne Gefangene hat man 810 Jahre am Leben erhalten (vgl. »Der Laubfrosch als Stubengenosse«, Staßfurt 1887). Der Laubkleber (H. leucophyllata Cuv., Tafel II, Fig. 1), 4 cm lang, oberseits rotbraun mit gelblichweißem Streifen, unterseits gelblichweiß, bewohnt Guayana, Brasilien, Ecuador und lebt daselbst in den Baumkronen. Beim Taschenfrosch (Nototrema marsupiatum, Tafel II, Fig. 2), in Mittelamerika, besitzt das Weibchen auf dem Rücken eine nach hinten sich öffnende Tasche, die rechts und links in Säcke führt, in denen die sehr großen Eier die erste Entwickelung durchmachen. Das Tier ist auf dem Rücken grünblau, stellenweise, besonders am Kopf und auf der Mitte des Rückens, dunkler, mit gelben Längslinien, die regelmäßige Figuren darstellen. Vgl. Günther, Catalogue of the Batrachia salientia in the British Museum (Lond. 1858); Eckern. Wiedersheim, Anatomie des Frosches (Neubearbeitung von Gaupp, 1. Abt. in 3. Aufl., Braunschw. 1896; 2. u. 3. Abt. in 2. Aufl. 18961904); Götte, Entwickelungsgeschichte der Unke (Leipz. 1875); Knauer, Naturgeschichte der Lurche (Wien 1878); Leydig, Die anuren Batrachier der deutschen Fauna (Bonn 1877).
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