Orcagna

[96] Orcagna (spr. -kannja), eigentlich Andrea di Cione, genannt O. oder Arcagnolo, florentinischer Maler, Bildhauer und Architekt. Sein Geburtsjahr ist unbekannt, sein Todesjahr wahrscheinlich 1368. Als Maler aus der Schule Giottos hervorgegangen, steht er in seinen etwas zeremoniellen, von andachtsvoller Ruhe erfüllten und durch hohen Schönheitssinn ausgezeichneten Gemälden zugleich unter dem Einfluß der Sienesen. Seine Hauptwerke sind die großen Fresken: Jüngstes Gericht und Paradies in der Cappella Strozzi in Santa Maria Novella in Florenz (die fast ganz zerstörte Hölle ist nach der Überlieferung von seinem Bruder Nardo gemalt). In derselben Kapelle befindet sich ein mit seinem Namen bezeichnetes, von 1357 datiertes Altarbild mit Christus, der Schlüssel und Buch den Heiligen Petrus und Thomas von Aquino überreicht. Die Nationalgalerie in London besitzt von ihm ein großes Altarwerk mit der Krönung Mariä durch Christus. Die von Vasari ihm zugeschriebenen Bilder vom Triumph des Todes, vom Jüngsten Gericht und von der Hölle im Camposanto zu Pisa spricht man ihm jetzt ziemlich allgemein ab. Als Architekt war er am Bau von Orsanmichele in Florenz tätig, dessen östlicher Teil ihm zugeschrieben wird. Als Bildhauer hat er das reiche Tabernakel im Innern von Orsanmichele, eins der kostbarsten Denkmäler gotischer Zierkunst in Italien, ausgeführt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 96.
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