Schiffskreisel

[782] Schiffskreisel (gyroskopische Schlingerbremse), eine von O. Schlick angegebene Vorrichtung, welche die Schlingerbewegungen der Schiffe mäßigen soll. In dem Versuchsboot von 60 Ton. Gewicht lagert ein 480 kg schwerer Kreisel in Cardanischer Aufhängung so, daß bei Ruhelage des Schiffes die wagerechte Kreiselachse quer (senkrecht) zur Längsrichtung des Schiffes steht und in dieser Lage durch eine Dampfturbine in sehr schnelle Umdrehung versetzt werden kann. Je schwerer der Kreisel, um so größern Widerstand setzt er einer Lageveränderung entgegen; dabei haben die Versuche gezeigt, daß ein schwach gebremster Kreisel besser auf die Milderung der Schiffsbewegung wirkt als ein ganz frei schwingender. Deshalb überträgt man die Kreiselwirkung durch hydraulische (Glyzerin-) Bremsen und Bandbremsen auf den Schiffskörper; infolgedessen setzt das Schiff dem Anprall der heran rollenden Seen (Wellen), die es auf die Seite legen und ins Schlingern bringen wollen, den Widerstand entgegen, den der Kreisel gegen Änderung seiner Achsenlage ausübt. Die bevorstehenden Versuche mit großen Seeschiffen werden erweisen, ob der S. imstande ist, die Wohnlichkeit der Handelsdampfer (Überwindung der Seekrankheit) und, was noch wichtiger ist, die Treffsicherheit der Schiffsgeschütze auf Kriegsschiffen im Seegange zu erhöhen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 782.
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