[676] Schiffskreisel von O. Schlick in Hamburg (vgl. Kreisel, Bd. 5, S. 689) bezweckt, die Rollbewegungen des Schiffes im Seegang zu mildern; vgl. Schiffsschwingungen.
Der erste Schiffskreisel wurde von Schlick 1906 auf dem Dampfer »Seebär«, einem früheren Torpedoboot von 57 t Deplacement, eingebaut. Das Kreiselrad von 502 kg Gewicht ist durch Anfügung von Schaufelkränzen am Umfang als Dampfturbine ausgebildet und mit seiner vertikalen Achse in einem gußeisernen Gehäuse gelagert und dampfdicht eingeschlossen. Das Gehäuse übernimmt die Funktionen des Kreiselrahmens. Zu diesem Zweck sind an demselben hohle Schwingezapfen angebracht, die auf Kugellagern ruhen und zugleich zur Dampfzuleitung und -ableitung dienen. Die Lagerung des Gehäuses im Schiff zeigt die Figur. Die beiden Bremsen, eine Flüssigkeits- und eine Bandbremse, sind auf Backbord gelagert und können von Deck aus eingestellt werden. Bei einem im Hafen vorgenommenen Versuch erreichte bei feststehendem Kreisel das in Schwingungen versetzte Boot erst nach 2025 halben Schwingungen einen Ausschlagwinkel von einem halben Grad, während bei rotierendem Kreisel dieser Ausschlagwinkel schon nach vier halben Schwingungen sich ergab. Auch im Seegang verhielt sich das Boot unter dem Einfluß des Kreisels vorzüglich. Während bei feststehendem Kreisel Neigungswinkel von 15° beobachtet wurden, waren die Schlingerbewegungen bei rotierendem Kreisel fast verschwindend. Die seitlich heranrollenden Wellen schienen unter dem Boot zu verschwinden und dieses senkte und hob sich dabei nur wenig und sanft. Neuerdings ist der Dampfer »Sylvana« mit einem Schiffskreisel mit Erfolg ausgerüstet worden.
Literatur: [1] Schlick, Der gyroskopische Einfluß rotierender Schwungräder an Bord von Schiffen, Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1906, S. 1466. [2] Ders., Versuche mit dem Schiffskreisel, ebend. 1906, S. 1929. [3] Föppl, Die Theorie des Schlickschen Schiffskreisels, ebend. 1904, S. 478.
T. Schwarz.