Ich theile den S. 178 erwähnten Brief Leop. Mozarts an seinen Sohn vom 12. Febr. 1778 hier vollständig mit, indem ich theils aus Wolfgangs Antwort theils aus anderen Quellen die nöthigen Erläuterungen hinzufüge. Dieser Brief gewährt nicht allein die klarste Einsicht in die damalige Situation, sondern er ist auch das beste Zeugniß für den Charakter beider Mozarts und ihr Verhältniß zu einander.
»Deinen Brief vom 4ten habe mit Verwunderung und Schröcken durchlesen. Ich fange auch an ihn heute den 11ten zu beantworten, indem ich die ganze Nacht nicht habe schlafen können, und so matt bin, daß ich ganz langsam Wort für Wort schreiben, und ihn nach und nach bis morgen zu Ende bringen muß. Ich war Gottlob jetzt immer wohl auf; allein dieser Brief an dem ich meinen Sohn an nichts anderm mehr erkenne als an dem Fehler, daß er allen Leuten auf das erste Wort glaubt, sein zu gutes Herz durch Schmeicheleyen und gute schöne Worte jedermann blosstellt, sich von jedem auf alle ihm gemachten Vorstellungen nach Belieben hin und herlenken läßt und durch Einfälle und grundlose nicht genug überlegte, in der Einbildung thunliche Aussichten sich dahin bringen läßt, dem Nutzen fremder Leute seinen eigenen Ruhm und Nutzen, und sogar den Nutzen und die seinen alten ehrlichen Eltern schuldige Hilfe aufzuopfern, dieser Brief hat mich um so mehr niedergeschlagen, als ich mir vernünftige Hoffnung machte, daß Dich einige Dir schon begegnete umstände und meine hier mündlich und Dir schriftlich gemachte Erinnerungen hätten überzeugen sollen, daß man, um sein Glück sowohl, als auch sein nur gemeines Fortkommen in der Welt zu suchen, und unter der so verschiedenen Art guter, böser, glücklicher und unglücklicher Menschen endlich das gesuchte Ziel zu [527] erreichen sein gutes Herz mit der größten Zurückhaltung verwahren, nichts ohne die größte Ueberlegung unternehmen und sich von enthusiastischen Einbildungen und ohngefähren blinden Einfällen niemals hinreißen lassen müsse. Ich bitte Dich, mein lieber Sohn, lese diesen Brief mit Bedacht, nehme Dir die Zeit solchen mit Ueberlegung zu lesen – großer gütiger Gott die für mich vergnügten Augenblicke sind vorbey, wo Du als Kind und Knab nicht schlafen gingst, ohne auf dem Stuhl stehend, mir das oragnia figataxa vorzusingen, mich öfters und am Ende auf das Nasenspitzl zu küssen und mir zu sagen, daß, wenn ich alt seyn werde, Du mich in einem Kapsel, wo ein Glas vor, vor aller Luft bewahren wolltest, um mich immer bei Dir und in Ehren zu halten1. Höre mich demnach mit Geduld«!
»Unsere Salzburger Bedrückungen sind Dir voll kommen bekannt, Du weist mein schlechtes Auskommen, und endlich warum ich Dir mein Versprechen gehalten, Dich weiter gehen zu lassen und alle meine Drangsalen. Die Absicht Deiner Reise waren zwei Ursachen: oder einen beständigen guten Dienst zu suchen, oder wenn dieses mislingt, sich an einen großen Platz zu begeben, wo große Verdienste sind. Beides ging auf die Absicht Deinen Eltern beizustehen und Deiner lieben Schwester fortzuhelfen, vor allem aber Dir Ruhm und Ehre in der Welt zu machen, welches auch theils in Deiner Kindheit schon geschehen, theils in Deinen Jünglingsjahren und jetzt nur ganz alleine auf Dich ankommt in eins der größten Ansehen, die jemals ein Tonkünstler erreicht hat, Dich nach und nach zu erheben. Das bist Du Deinem von dem gütigsten Gott erhaltenen außerordentlichen Talente schuldig und es kommt nur auf Deine Vernunft und Lebensart an, ob Du als ein gemeiner Tonkünstler auf den die Welt vergißt, oder als ein berühmter Kapellmeister, von dem die Nachwelt auch noch in Büchern lieset, – ob Du von einem Weibsbild etwa eingeschläfert mit einer Stube voll nothleidender Kinder auf einem Strohsack oder nach einem christlich hingebrachten Leben mit Vergnügen, Ehre und Reichthum, mit Allem für Deine Familie wohl versehen bei aller Welt in Ansehen sterben willst?«
[528] »Deine Reise ging nach München –. Du weißt die Absicht – es war nichts zu thun. Wohlmeinende Freunde wünschten Dich da zu haben – Dein Wunsch war da zu bleiben. Man verfiel auf die Gedanken eine Gesellschaft zusammen zu bringen, ich darfs nicht umständlich wiederholen. Den Augenblick fandest Du die Sache thunlich, – ich fand es nicht – lese nach was ich Dir geantwortet. Du hast Ehre im Leibe: – hätte es, wenns auch geschehen wäre, Dir Ehre gemacht, von 10 Personen und ihrer monatlichen Gnade abzuhangen? da warst Du ganz erstaunlich für die kleine Sängerin des Theaters eingenommen2 und wünschtest nichts mehr als dem deutschen Theater aufzuhelfen: itzt erklärst Du Dich, daß Du nicht einmal eine komische Oper schreiben möchtest. Sobald Du beim Thor in München hinauswarst, hatte Dich auch, wie ich vorhersagte, Deine ganze freundschaftliche Subscribentengesellschaft vergessen – und was wäre es nun in München gewesen? – Am Ende siehet man immer die Vorsehung Gottes. In Augsburg hast Du auch Deine kleinen Scenen gehabt, Dich mit meines Bruders Tochter lustig unterhalten, die Dir nun auch ihr Portrait schicken mußte3. Das übrige habe Euch in den ersten Briefen nach Mannheim geschrieben. In Wallerstein machtest Du ihnen tausend Spaß, tanztest herum und spieltest, so daß man Dich als einen lustigen, aufgeräumten närrischen Menschen den damals abwesenden anpries4, welches dem Herrn Beecké Gelegenheit gab, Deine Verdienste herunter zu setzen, die nun aber bei den zwey Herrn durch Deine Composition und die Spielart Deiner Schwester in ein anders [529] Licht gesetzt worden, da sie immer sagte: ich bin nur eine Schülerin meines Bruders, so daß sie die größte Hochachtung für die Deine Kunst haben, und sich sehr über des Herrn Beecké schlechte Composition hinausließen5.«
»In Mannheim hast Du sehr wohl gethan, Dich bei dem Herrn Cannabich einzuschmeicheln. Es würde aber ohne Frucht gewesen sein, wenn er nicht seinen doppelten Nutzen dabei gesucht hätte. Das übrige habe Dir schon geschrieben. Da wurde nun die Mlle. Tochter des Herrn Cannabich mit Lobeserhebungen überhäuft, das Portrait ihres Temperaments im Adagio der Sonate ausgedrückt, kurz diese war nun die Favoritperson. Dann kamst Du in die Bekanntschaft des Herrn Wendling. Jetzt war dieser der ehrlichste Freund, und was dann alles geschehen, darf nicht wiederholen. In einem Augenblick kommt die neue Bekanntschaft mit Herrn Weber: nun ist alles Vorige vorbei, itzt ist diese Familie die redlichste, christlichste Familie und die Tochter ist die Hauptperson des zwischen Deiner eigenen und dieser Familie vorzustellenden Trauerspiels und alles was Du Dir in dem Taumel, in den Dich Dein für alle Leute offenes gutes Herz gesetzt hat, ohne genugsame Ueberlegung einbildest, so richtig und so unfehlbar thunlich als wenn es schon ganz natürlich so gehen müßte.«
»Du gedenkest sie als Prima Donna nach Italien zu bringen. Sage mir ob Du eine Prima Donna kennst, die als Prima Donna, ohne vormals schon in Deutschland öfters recitirt zu haben, das Theater in Italien betreten. Wie viele Opern hat nicht die Sgra. Bernasconi6 in Wien recitirt und zwar Opern in den größten Affecten und unter der genauesten Kritik und Unterweisung [530] des Gluck und Calsabigi! Wie viele Opern sang die Mlle. Deiber7 in Wien unter der Unterweisung des Hasse und unter dem Unterricht der alten Sängerin und berühmtesten Actrice der Sgra. Tesi, die Du beim Prinzen Hildburghausen gesehen und als ein Kind ihre Mohrin küßtest8! Wie vielmal recitirte die Mlle. Schindler9 auf dem Wiener Theater, nachdem sie ihren Anfang bei einer Hausoper auf dem Landgut des Baron Fries unter der Unterweisung des Hasse und der Tesi und des Metastasio machte! – Haben alle diese Personen es wagen dürfen sich dem italiänischen Publikum auszusetzen? und wie viele Protection und wie viel vermögende Empfehlungen hatten sie dann erst nöthig um zu ihrem Zweck zu gelangen? Fürsten und Grafen empfahlen sie und in Ruhm stehende Componisten und Poeten stunden für ihre Geschicklichkeit. Und Du willst ich soll nur an Luggiati schreiben, Du wolltest um 50 duggati die Opera schreiben, da Du doch weißt, daß die Veroneser kein Geld haben, und niemals eine neue Opera schreiben lassen. Ich soll jetzt auf die Ascensa Bedacht sein, da mir Michelagata nicht einmal eine Antwort auf meine 2 vorige Schreiben gab10. Ich lasse, daß die Mlle. Weber wie eine Gabrielli singt, daß sie eine starke Stimme für die italiänischen Theater hat u.s.w., daß sie für eine Prima Donna gut gewachsen ist u.s.w., so ist es lächerlich daß Du für ihre Aktion gut stehen willst. Da gehört was mehreres dazu, und die altkindische auch aus lauter guter Meinung und freundschaftlicher Menschenliebe unternommene Bemühungen des alten Hasse hat die Miß Davis auf ewig von der welschen Schaubühne verbannt, da sie die erste Sera ausgezischet und ihr Part der de [531] Amicis übergeben wurde11. Nicht nur ein Frauenzimmer, sondern schon ein auf dem Theater geübter Mann, zittert bei seinen ersten Auftritten in einem fremden Lande. Und glaubst Du das ist alles? keineswegs – ci vuole il possesso di teatro, sogar, bei einem Frauenzimmer in Betreff des Anzugs, der Figur, des Aufputzes u.s.w. Doch, Du weißt alles selbst, wenn Du nachdenken willst; ich weiß, die scharfe Ueberlegung alles dieses wird Dich überzeugen, daß Dein Einfall zwar von gutem Herzen kommt, aber seine Zeit und große Vorbereitung braucht, und ganz ein anderer Weg muß genommen werden, solchen nach einiger längerer Zeit auszuführen. Welcher Impresario würde nicht lachen, wenn man ihm ein Mädchen von 16 oder 17 Jahren, die noch niemals auf dem Theater gestanden, recomandiren wollte.«
»Dein Vorschlag (ich kann kaum schreiben, wenn ich daran denke), der Vorschlag mit Herrn Weber und NB. 2 Töchtern herumzureisen hätte mich beinahe um meine Vernunft gebracht. Liebster Sohn! wie kannst Du Dich von einem so abscheulichen Dir zugebrachten Gedanken auch nur auf eine Stunde einnehmen lassen. Dein Brief ist nicht anders als wie ein Roman geschrieben. – – Und Du könntest Dich wirklich entschließen mit fremden Leuten in der Welt herumzuziehen? Deinen Ruhm, Deine alten Eltern, Deine liebe Schwester auf die Seite zu setzen? mich dem Fürsten und der ganzen Stadt, die Dich liebt, dem Spott und Gelächter auszusetzen? ja dem Spott, und Dich der Verachtung auszusetzen, da ich aller Welt, die mich immer fragte, sagen mußte, daß Du nach Paris gehen wirst, und am Ende wolltest Du mit fremden Personen auf geradewohl herumziehen? Nein, das kannst Du nach einem Bischen Ueberlegung nicht einmal mehr gedenken. – Doch damit ich Euch alle Eurer Uebereilung [532] überzeuge, so wisse, daß itzt eben die Zeit kommt wo keinem vernünftigen Menschen so etwas beifallen kann. Die Umstände sind dermal so daß man nicht einmal weiß, an was für Orten überall Krieg ausbrechen wird, da an allen Orten die Regimenter theils marschiren theils in Bereitschaft stehen. – In die Schweiz? – in Holland? ja da ist den ganzen Sommer keine Seele und im Winter bekömmt man in Bern und Zürich genau so viel, daß man nicht Hunger stirbt; sonst ist nirgends nichts. Und Holland hat jetzt auf andere Sachen als Musik zu denken und den halben Theil der Einnahmen frißt Herr Hummel12 und die Concertunkosten, und wo blieb dann dein Ruhm? Das ist nur eine Sache für kleine Lichter, für Halbcomponisten, für Schmierer, für einen Schwindl13, Zappa14, Ricci15 u.s.w. Nenne mir einen großen Componisten, der sich würdiget einen solchen niederträchtigen Schritt zu thun? – – Fort mit Dir nach Paris und das bald, setze Dich großen Leuten an die Seite – aut Caesar aut nihil! Der einzige Gedanke Paris zu sehen, hätte Dich vor allen fliegenden Einfällen bewahren sollen. Von Paris aus geht der Ruhm und Name eines Mannes von großem Talente durch die ganze Welt; da behandelt der Adel Leute von Genie mit der größten Herablassung, Hochschätzung und Höflichkeit; da sieht man eine schöne Lebensart, die ganz erstaunlich absticht gegen der Grobheit unserer deutschen Cavaliers und Damen, und da machst Du Dich in französischer Sprache fest.«
»Was die Gesellschaft mit Wendling u.s.w. betrifft, hast Du sie gar nicht nöthig. Du hast sie längst gekannt, und hat es Deine Mama nicht eingesehen, waret Ihr beyde blind? Nein, ich weiß, wie es sein wird. Du warst dafür eingenommen und sie [533] durfte es nicht wagen, Dir zu wiedersprechen. Ich bin böse, daß es Euch beiden an Vertrauen und der Aufrichtigkeit fehlt, mir Alles umständlich und redlich zu berichten; Ihr machtet es mir mit dem Churfürsten ebenso und am Ende mußte doch Alles herauskommen. Ihr wolltet mir Verdruß ersparen und am Ende schüttet Ihr mir eine ganze Lauge von Verdrießlichkeiten auf einmal über den Kopf herab, die mich fast ums Leben bringen. Ihr wißt und habt 1000 Proben, daß mir der gütige Gott eine gesunde Vernunft gegeben, daß mir der Kopf noch am rechten Orte steht, und daß ich in den verwirrtesten Sachen oft einen Ausweg gefunden und eine Menge Sache vorausgesehen und errathen : was hielt Euch denn ab mich um Rath zu fragen und allzeit nach meinem Willen zu thun? Mein Sohn, Du hast mich mehr als Deinen aufrichtigen Freund, als einen scharfen Vater anzusehen – denke nach, ob ich Dich nicht allzeit freundschaftlich behandelt und wie ein Diener seinen Herrn bedient, auch Dir alle mögliche Unterhaltung verschafft, und zu allem ehrlichen und wohlanständigen Vergnügen, oft mit meiner eigenen größten Unbequemlichkeit geholfen habe?« – –
1 »Die Zeiten, wo ich Ihnen auf dem Sessel stehend das oragna fiagata fa sang und Sie auf das Nasenspitzl küßte, sind freylich vorbey, aber hat dessentwegen meine Ehrfurcht, Liebe und Gehorsam gegen Sie abgenommen? – mehr sage ich nicht.« (Wolfgangs Antwort 19. Febr. 1778.)
2 Vgl. II S. 48f.
3 »Was Sie so beissend wegen meiner lustigen Unterhaltung mit Ihres Bruders Tochter schreiben, beleidigt mich sehr; weil es aber nicht dem also ist, so habe ich nichts darauf zu antworten« (Wolfgangs Antwort 19. Febr. 1778). In der That hatte der Vater früher dies mit mehr Humor angesehen (II S. 73ff.); hier aber wo er seinen Sohn auf die Gefahr ernstlich aufmerksam machen will, die ihm durch die leichte Erregbarkeit und offene Hingebung seiner Zuneigung droht, dient auch dies Verhältniß, und nicht mit Unrecht, seiner Induction.
4 »Wegen Wallerstein weiß ich gar nicht was ich sagen soll; da bin ich beim Beecké sehr zurückhaltend und serios gewesen; und auch an der Officiertafl mit einer rechten auctorité da gessen und mit keinem Menschen ein Wort geredet. Ueber das wollen wir Alles hinausgehen, das haben Sie nur so in der ersten Hitze geschrieben« (Wolfgangs Antwort 19. Febr. 1778).
5 Anton Janitsch (geboren 1753 gest. 1812), ein Schüler von Pugnani und berühmter Violinist, und Joseph Reicha (geboren 1746 gest. 1795), ein angesehener Violoncellist, beide damals Mitglieder der Kapelle in Wallerstadt, befanden sich im Januar 1778 in Salzburg. Schon am 26. Januar schrieb Leop. Mozart seinem Sohn: »Die zwey Herrn von Wallerstein wollten absolute die Nannerl spielen hören; sie ließen es sich entwischen, daß es ihnen nur darum zu thun war, aus ihrem gusto auf Deine Spielart zu schließen, sowie sie sehr darauf drangen etwas von Deiner Composition zu hören. Sie spielte Deine Sonate von Mannheim recht trefflich mit aller expression; sie waren über ihr Spiel und über die Composition sehr verwundert. – Sie accompagnirten der Nannerl Dein Trio ex B, und recht vortrefflich.«
6 Vgl. I S. 212.
7 Vgl. I S. 87.
8 Ueber Vittoria Tesi, welche nach ihrem Abgang von der Bühne im Hause des Prinzen von Hildburghausen lebte, wird man Dittersdorfs Erzählung (Selbstbiogr. 4 S. 16ff.) gern lesen. Sie soll häßlich gewesen sein und keine schöne Stimme gehabt haben, aber die Kraft des leidenschaftlichen Ausdrucks in Spiel und Gesang war unwiderstehlich (Le brigandage de la mus. ital. p. 42). Sie starb 1775 sehr bejahrt.
9 Katherine Leidner, geb. 1753, war von ihrem Schwager Schindler erzogen worden, und betrat unter diesem Namen als Sängerin die Bühne in Wien, fand dann in Italien und London großen Beifall, und verheirathete sich 1777 mit Bergobzoom. Sie ward 1739 in Braunschweig, 1783 in Prag engagirt und starb dort 1788.
10 Vgl. II S. 59.
11 Cecilia Davis, die jüngere Schwester der berühmten Harmonicaspielerin, begleitete diese auf ihren Reisen. Während des Aufenthalts in Wien wohnte sie in demselben Hause mit Hasse und genoß dessen Unterricht (Burney Reise II S. 203f.). Sie trat im Jahre 1771 in Neapel auf und dort müßte die von Leop. Mozart erzählte Begebenheit vorgefallen sein. In den nächsten Jahren rivalisirte sie in London glücklich selbst mit der Gabrielli (Busby Gesch. der Musik II S. 402ff.); später trat sie auch in Florenz auf – man nannte sie l'Inglesina – kehrte 1784 nach London zurück und trat von der Bühne ab.
12 Hummel war Musikverleger in Amsterdam und derjenige, der für fremde Künstler gegen gute Spesen Alles besorgte, was zu einer guten Aufnahme beim Publicum erforderlich schien.
13 »Friedrich Schwindel«, berichtet Gerber »ein sehr angenehmer und beliebter jetzt lebender Componist, aber unstät und flüchtig und nicht länger an einem Orte, als er seinem Hang zum Vergnügen daselbst genugthun kann.« Er hielt sich um 1770 im Haag auf, ging dann nach Genf, von da nach Mühlhausen, Lausanne und starb 1786 in Karlsruhe.
14 Francesco Zappa, ein Violoncellist, der auf Concerte reiste.
15 Pasquale Ricci geb. in Como 1733, hielt sich lange auf Reisen auf, und mochte wohl während dieser Zeit Leop. Mozart bekannt geworden sein; er lebte dann in Paris und zuletzt wieder in Como.
Buchempfehlung
Wenige Wochen vor seinem Tode äußerte Stramm in einem Brief an seinen Verleger Herwarth Walden die Absicht, seine Gedichte aus der Kriegszeit zu sammeln und ihnen den Titel »Tropfblut« zu geben. Walden nutzte diesen Titel dann jedoch für eine Nachlaßausgabe, die nach anderen Kriterien zusammengestellt wurde. – Hier sind, dem ursprünglichen Plan folgend, unter dem Titel »Tropfblut« die zwischen November 1914 und April 1915 entstandenen Gedichte in der Reihenfolge, in der sie 1915 in Waldens Zeitschrift »Der Sturm« erschienen sind, versammelt. Der Ausgabe beigegeben sind die Gedichte »Die Menscheit« und »Weltwehe«, so wie die Sammlung »Du. Liebesgedichte«, die bereits vor Stramms Kriegsteilnahme in »Der Sturm« veröffentlicht wurden.
50 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.
442 Seiten, 16.80 Euro