189. Mozarteum.

[353] Wien 23. März 1782.

Mir ist sehr leid daß ich erst gestern erfahren habe, daß ein Sohn vom Leitgeb mit dem Postwagen nach Salzburg geht und ich folglich die schönste Gelegenheit hätte (ohne Unkosten) Ihnen Vieles zu schicken. – Innerhalb dieser 2 Tage war es aber unmöglich die Variationen noch zu copiren – mithin habe ich nichts als die 2 Exemplare von meinen Sonaten mitgeben können. – Zugleich überschicke ich Ihnen auch das letzte Rondo, welches ich zu dem Concert ex D gemacht habe und welches hier so großen Lärm macht. – Dabei bitte ich Sie aber es wie ein Kleinod zu verwahren – und es keinem Menschen – auch dem Marchand und seiner Schwester [vgl. S. 304 f.] nicht zu spielen zu geben. – Ich habe es besonders für mich gemacht – und kein Mensch als meine liebe Schwester darf es mir nachspielen. – Ich nehme mir auch die Freiheit Ihnen mit einer Dose und ein paar Uhrbändl aufzuwarten. – Die Dose ist ganz artig und das Gemälde stellt ein englische Geschichte vor. – Die Uhrbänder sind von keinem sonderbaren Werthe, doch dermalen die größte Mode. – Meiner lieben Schwester schicke ich 2 Hauben nach der neuesten Wiener Mode, – beide sind eine Arbeit von den Händen meiner lieben Constanze! – Sie empfiehlt sich Ihnen gehorsamst und küßt Ihnen die Hände und meine Schwester umarmet sie auf das Freundschaftlichste und bittet um Vergebung wenn die Hauben nicht zum allerbesten ausgefallen sind. – Die Zeit war zu kurz. – Die Haubenschachtel bitte ich mit dem nächsten Postwagen zurück zu schicken, denn ich habe sie gelehnt. – Damit aber die arme Närrin nicht so allein reisen darf, so haben Sie die Güte und legen das Rondo (nachdem Sie es haben abschreiben lassen) wieder hinein nebst – (wenn es möglich ist) – der letzten Scene für die Gräfin Baumgarten [S. 235] – und etwelche Sparten von meinen Messen, – enfin was Sie finden und glauben daß es mir gutkommen möchte. – Nun muß ich schließen. Nur noch, daß gestern Nachmittag um halb 4 Uhr der Papst hier angekommen ist – eine lustige Nachricht. – Nun aber eine traurige, – daß die Fr. v. Aurnhammer[354] endlich ihren armen guten Mann zu Tod geketzert hat. Gestern Abend um halb 7 Uhr ist er verschieden, – er war die Zeit her immer kränklich, – und so frühe hätte man seinen Tod doch nicht vermuthet, – auf einen Augenblick ist es zu Ende gegangen. – Gott sei seiner Seele gnädig – es war ein guter dienstfertiger Mann.

Nun muß ich schließen, denn der Leitgeb wartet schon auf den Brief. – Den Burschen empfehle ich Ihnen wirklich mein lieber Vater, – er möchte ihn gerne in eine Handlung oder in die Buchdruckerei bringen. – Gehen Sie ihm doch ein wenig an die Hand – ich bitte Sie. –

Eben ist meine liebe Constanze über mich gekommen – ob sie sich nicht unterstehen dürfte meiner Schwester ein kleines Angedenken zu überschicken? – Ich sollte sie aber gleichwohl entschuldigen, – sie sei ein armes Mädchen, habe nichts zum Besten – und meine Schwester soll den guten Willen für das Werk ansehen. – Das Kreuzel ist von keinem großen Werth, aber die Hauptmode in Wien. – Das Herzl mit dem Pfeil ist aber dem Herzl mit dem Pfeil meiner Schwester mehr anpassend – und wird ihr also besser gefallen. Nun leben Sie recht wohl. –

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 353-355.
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