244. Nissen.

[439] Liebste, beste Schwester!

Daß Du mir den traurigen und mir ganz unvermutheten Todesfall unseres liebsten Vaters nicht selbst berichtet hast, fiel mir gar nicht auf, da ich die Ursache leicht errathen konnte. – Gott habe ihn bei sich! – Sei versichert, meine Liebe, daß, wenn Du Dir einen guten, Dich liebenden und schützenden Bruder wünschest, Du ihn gewiß bei jeder Gelegenheit in mir finden wirst. – Meine liebste, beste Schwester! wenn Du noch unversorgt wärest, so brauchte es dieses Alles nicht. Ich würde, was ich schon tausend Mal gedacht und gesagt habe, Dir Alles mit wahrem Vergnügen überlassen; da es Dir aber nun, so zu sagen, unnütz ist, mir aber im Gegentheil es zu eignem Vortheil ist, so halte ich es für Pflicht, auf mein Weib und Kind zu denken.

In diesem Sommer traf ihn noch ein Fall, der ihn heftig an den Unbestand aller Dinge gemahnte. Sein Freund Barisani (vgl. oben S. 428) starb. Mozart setzte unter die Verse, die ihm Barisani in sein Stammbuch, das im Mozarteum aufbewahrt wird, geschrieben hatte, folgende Worte:

Heute am 3. September dieses nämlichen Jahres war ich so unglücklich diesen edlen Mann, liebsten besten Freund und Erretter meines Lebens ganz unvermuthet durch den Tod zu verlieren. – Ihm ist wohl! – – aber mir – uns –[439] und allen die ihn genau kannten – uns wird es nimmer wohl werden – bis wir so glücklich sind ihn in einer bessern Welt – wieder – und auf nimmer scheiden zu sehen.

In demselben Monat noch ging Mozart nach Prag, um den Don Juan zu vollenden und in Scene zu setzen. Am 29. October war die erste Aufführung, und Gottfried von Jacquin empfing sogleich Nachricht darüber.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 439-440.
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