249. Otto Jahn.

[446] Prag, Charfreitag 10. April 1789.

Liebstes bestes Weibchen!

Heute Mittag um 1/22 Uhr sind wir glücklich hier angekommen; unterdessen hoffe ich, daß Du gewiß mein Briefchen aus Budwitz wirst erhalten haben. – Nun folgt der Rapport von Prag. – Wir kehrten ein beim Einhorn; nachdem ich balbirt, frisirt und angekleidet war, fuhr ich aus in der Absicht, beim Canal zu speisen; da ich aber bei Duschek vorbei mußte, frug ich erstens dort an – da erfuhr ich daß die Madame gestern nach Dresden abgereist sei!!! – – – Dort werde ich sie also treffen. Er speiste bei Leliborn, wo ich auch öfters speiste, – ich fuhr also gerade dahin. – Ich ließ Duschek (als ob jemand etwas mit ihm zu sprechen hätte) herausrufen; nun kannst Du Dir die Freude denken. – Ich speiste also bei Leliborn. – Nach Tische fuhr ich zu Canal und Pachta, traf aber Niemand zu Hause an; – ich ging also zu Guardassoni [Impresario], welcher es auf künftigen Herbst fast richtig machte mir für die Oper 200 Due. und 50 Duc. Reisegeld zu geben. – Dann ging ich nach Haus um dem lieben Weibchen dieß alles zu schreiben. – Noch was; – Ramm ist erst vor 8 Tagen wieder von hier wieder nach Hause, er kam von Berlin und sagte daß ihn der König sehr oft und zudringlich gefragt hätte, ob ich gewiß komme, und da ich halt noch nicht kam, sagte er wieder: ich fürchte er kommt nicht. – Ramm wurde völlig bange, er suchte ihn des Gegentheils zu versichern. – Nach diesem zu schließen sollen meine Sachen nicht schlecht gehen. – Nun führe ich den Fürsten [Lichnowsky] zu Duschek, welcher uns erwartet und um 9 Uhr abends gehen wir nach Dresden ab,[446] wo wir morgen abends eintreffen werden. – Liebstes Weibchen! ich sehne mich so sehr nach Nachrichten von Dir. – Vielleicht treffe ich in Dresden einen Brief an. – O Gott! mache meine Wünsche wahr! Nach Erhaltung dieses Briefes mußt Du mir nach Leipzig schreiben, poste restante versteht sich. Adieu Liebe, ich muß schließen, sonst geht die Post ab. – Küsse tausend mal unsern Carl, und ich bin Dich von ganzem Herzen küssend

Dein ewig getreuer Mozart.

P.S. An Hrn. und Fr. v. Puchberg alles Erdenkliche, ich muß es schon auf Berlin sparen ihm zu schreiben, um ihm auch schriftlich unterdessen zu danken. Adieu, aimez moi et gardez votre sante si chère et precieuse à votre époux.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 446-447.
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