A Mons: Puchberg

[87] A Mons: Puchberg.


Hier schicke ich Ihnen, liebster Freund, Händels Leben. – Als ich letzhin von Ihnen nach Hause kam, fand ich beyliegendes Billet von B. Swieten. Sie werden so wie ich daraus sehen, daß ich nunmehro mehr Hoffnung habe als allzeit. – Nun stehe ich vor der Pforte meines Glückes – verliere es auf ewig, wenn ich diesmal nicht Gebrauch davon machen kann. Meine gegenwärtigen Umstände sind aber – daß ich, bey all meinen angenehmen Aussichten, ohne der Hülfe eines biedern Freundes, meine Hoffnung zu meinem ferneren Glücke ganz für verlohren geben muß; – Sie werden an mir die Zeither immer etwas trauriges bemerket haben – und nur die zu vielen Gefälligkeiten, die Sie mir schon erwiesen haben, hießen mich schweigen; aber nur noch einmal und zum letztenmale, im allernothwendigsten Augenblike, welcher mein ganzes ferneres Glück entscheidet, rufe ich Sie voll des Zutrauens in Ihre mir bewährte Freundschaft und Bruderliebe an, mir nach Ihrer ganzen Möglichkeit beyzustehen. Sie wissen, wie mir meine dermaligen Umstände, wenn Sie kund würden, in meinem Gesuche bey Hofe schaden würden – wie nöthig es ist, daß dies ein Geheimnis bleibe; denn man urtheilt bey Hofe nicht nach den Umständen, sondern leider blos nach dem Schein. Sie wissen, sind gewis ganz überzeugt, daß wenn ich, wie ich dermalen gewis zu hoffen habe, in meinem Gesuche glücklich bin, Sie ganz gewis nicht verlohren haben – mit welchem Vergnügen[87] werde ich Ihnen dann meine Schulden abzahlen! – mit welchem Vergnügen Ihnen danken! – und mich überdies ewig als Ihren Schuldner anerkennen! – welch eine angenehme Empfindung, wenn man endlich seinen Zweck erreicht hat! – welch eine seelige Empfindung, wenn man dazu geholfen hat – meine Thränen lassen mich das Bild nicht ganz ausmalen – Kurz! – mein ganzes ferneres Glücke ist in Ihren Händen – handeln Sie nach Ihrem edeln Herzen – thun Sie was Sie können und denken Sie daß Sie mit einem rechtschaffenen, ewig dankbaren Manne zu thun haben, dem seine Lage mehr wegen Ihnen als wegen seiner selbst schmerzhaft ist! –

Mozart.


(150 fl. gesandt.)

Quelle:
Mozartiana. Nach aufgefundenen Handschriften herausgegeben von Gustav Nottebohm, Leipzig 1880, S. 87-88.
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