Weber's Anstellung als königl. sächs. Capellmeister genehmigt

[546] Und so zog denn, am Weihnachtstage 1816, der heilige Christ mit einem reichen Lichterbaum voll glänzender Freuden bei Weber ein!

Am Morgen dieses Tages erhielt er, mit einem schmeichelhaften Briefe, für seine Cantate einen kostbaren Ring vom Könige vom Hannover und eine prachtvolle Tabatière vom Könige von Bayern, über welche er sich »mit seiner gewöhnlichen Dosenfreude« freute.

Abends kam Vitzthum's Brief!


»– – Wie ich die Entscheidung erhielt,« schreibt er an Caroline, und den zugemachten Brief so eine Zeit lang ansah, was er wohl enthalten möge, da war mir ganz kurios zu Muthe. endlich nahm ich ihn gefaßt bei den Ohren und dachte mir das Schlimmste, nun war ich aber desto freudiger überrascht und hätte gar zu gern Dir gleich geschrieben, aber der Wagen wartete und es ging nicht. Ich fuhr also ganz im Gefühle des neuen Glückes und Freude zu Jordans[546] und hier war die gute Koch die erste die es erfuhr und dann die Andern. Die Freude dieser treuen Freundin kannst du dir denken. Der Abend ging sehr froh mit 1000 Späßen und Reverenzen gegen mich vorüber – etc. Nun darf ich mich recht auf Schuhe und Strümpfe einrichten! Au weh! an! Lasse mir gleich hier 2 Paar machen mit Schnallen obendrein! – Wenn ich gut sächsisch einen Haarbeutel an »thun muß –!! Mucks was wirst du sagen? Giebst du mir dann auch noch einen Kuß? –«


So stand Weber denn, schnell und glücklich, kurz nach seiner Verlobung, auch am Eingange einer ehrenvollen Stellung, die seine und seiner Theuren Zukunft sicherte und, einmal in seinem Leben, schien ihm die Glückssonne »seinen Stern«, mit ungetrübtem Lichte, ganz zu überstrahlen. Gegen seine Gewohnheit hatte er, sonderbarer Weise, die Dresdener Angelegenheit sorgsam vor seiner Braut geheim gehalten, aber ganz in seiner Form zu denken und zu fühlen, verkündigte er ihr ihrer beider Glück mit liebenswürdigem Humor, am Schlusse eines absichtlich nichtssagenden, kühlen Briefs nur durch Bezeichnung der Adresse, die sie ihrem nächsten Briefe zu geben hätte:


»An den Königl. Sächs. Kapellmeister

Herrn Carl Maria von Weber.

Dresden,


poste restante


Ende des ersten Bandes.

Fußnoten

1 Durch seinen Pathen, den Prinzen Carl von Hessen, Stattha von Schleswig und Holstein.

D. Verf.


2 Weber's einführende Besprechungen von »Joconde« und der »Strickleiter« finden sich im III. Bande.

D. Verf.


3 Ueber diese Oper äußert sich Weber gegen Rochlitz am 17. Februar:

»Wundern Sie sich über die alte Oper? Ist doch ein treffliches komisches Werk. Ich habe ohne dem Componisten eine Zeile zu stehlen, die unnützen Wiederholungen Ritornelle mit vieler Mühe oft taktweise herausgestrichen und wahrlich es sollte jetzt unsern jungen Herrn schwer fallen so etwas Gutes zu schreiben«. – – Wie wahr noch heut! –

D. Verf.


4 Zugleich wurde auch Gürlich zum Capellmeister ernannt.

D. Verf.


5 Zu Göthe's »Des Epimenides Erwachen«, von Beruh. Ans. Weber.

D. Verf.


6 »Lützow's Jagd«, »Gebet« und »Schwertlied«

D. Verf.


7 Die Milder-Hauptmann sang »die Liebe« ' der Bassist Fischer »den Glauben«, der Tenorist Eunicke »die Hoffnung«.

D. Verf.


8 Cabinets-Minister Graf Einsiedel.

D. Verf.


9 Porträt.

D. Verf.


10 Sie gastirte als Röschen in Isouard's »Aschenbrödel«, hier »Aescherling« genannt, als Leopold in Gaveaux's »kleinem Matrosen«, wo ihre Arie »über die Beschwerden dieses Lebens« rauschenden Beifall und Dacapo-Ruf erndtete, am 9. in Kotzebue's »Shawl« und Weigl's »Verwandlungen«, in welche Oper ihr Weber ein höchst ansprechendes Lied eingelegt hatte, am 11. wieder als Gurli, am 13. als Page im »Figaro« und am 17. als Käthe in der Fr. v. Weißenthurm, »Welches ist der Bräutigam«.

D. Verf.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864.
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