XXIX.

[57] Nuschirwan ließ am Thore seines Pallastes [Rand: Dschami. 196.] eine Glocke aufhängen, an deren Stricke Jeder, der zu klagen hatte, zog. Einmal schallte die Glocke und[57] Niemand kam. Nuschirwan sah zum Fenster hinaus; ein alter, abgezehrter Esel hatte den Strick gezogen. Der Eigenthümer ward vorgefordert, und Nuschirwan befahl ihm, den alten, abgelebten Diener zu nähren. So erstreckte sich seine Gerechtigkeitsliebe bis auf die Thiere1.

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Diese, auch von einem deutschen Fürsten erzählte Anekdote, haben Chronikschreiber vermuthlich zu den Zeiten der Kreutzzüge aus dem Orient geholt.

Quelle:
Hammer-Purgstall, Joseph Freiherr von: Rosenöl. Stuttgart/Tübingen: Cotta, 1813, S. 57-58.
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