XCIX.

[208] [Rand: Alaim.] Jah'ja erzählt einen andern Zug desselben Chalifen. Ich wandelte, sagt er, eines Tages mit ihm durch die Schattengänge seines Gartens auf und ab. Wir erblickten einen Menschen, der die Mauern des Pallastes mit Kohlen bekritzelte. Mamun befahl den Menschen zu ergreifen, und zu sehen, was er geschrieben. Es waren diese Worte: »O Pallast der Ungerechtigkeit, möchtest du bald bewohnt seyn von Uhus und Eulen, dann will ich mit ihnen Freudengeheule anstimmen.« Was bewog dich dieß zu schreiben, fragte der Chalife.

Der natürliche Haß der Armuth gegen den Reichthum, antwortete der Schreiber. Solange diese Thürme und diese Dome dauern, habe ich Nichts zu hoffen, nur auf ihren Umsturz kann ich mein Glück[208] gründen, warum sollte ich also meinen Wunsch nicht aussprechen. Mamun beherzigte die Lehre, und beschenkte den Schreiber reichlich.

Quelle:
Hammer-Purgstall, Joseph Freiherr von: Rosenöl. Stuttgart/Tübingen: Cotta, 1813, S. 208-209.
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