CXI.

[238] [Rand: Dschami. 937.] Kein Chalife aus der Familie Abbas gab mehrere Beyspiele von Sanftmuth, Milde, und Herzensgüte, als Mamun. Asmai, sein Lehrer und Erzieher, erzählt, daß er ihn einst auf Befehl seiner Mutter mit Geißelhieben gezüchtiget, und sich dann nicht wenig vor den Folgen seiner Rache gefürchtet habe. Dschafer Jahja kam dazu, als der Prinz eben noch am stärksten weinte. Asmai fürchtete, er würde sich beym Wesir über die ungebührliche Behandlung seines Erziehers beklagen. Statt dessen trocknete er sich die Thränen, und ließ seinem Lehrer nie den geringsten Unwillen fühlen. So war das Gemüth des Fürsten beschassen, den die arabische Geschichte für den größten Beschützer der Wissenschaften anerkennt.

Quelle:
Hammer-Purgstall, Joseph Freiherr von: Rosenöl. Stuttgart/Tübingen: Cotta, 1813, S. 238.
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