CXXVII.

[257] [Rand: Dschami. 760.] Ehe Alexander nach Asien auszog, saß er lange gedankenvoll. – Was sinnest du, o König, fragte ihn Aristoteles, dein Schatz ist gefüllt; deine Heere sind gewaffnet; alles lacht dir entgegen. Ich dachte, antwortete Alexander, ob das bischen Ruhm, und ganz Asien, das ich erobern werde, wohl der Mühe werth sey, einen Schritt vor's Haus hinaus zu machen. Du magst wohl Recht haben, sagte Aristoteles, aber dem ist leicht geholfen. Weil dir die Herrschaft der Welt deiner Bemühungen nicht werth dünkt, stecke dir ein höheres Ziel vor, die Herrschaft über dich selbst, und das Glück des andern Lebens. Erwecke das Göttliche, das in dir schläft, und du wirst mehr als ein Mensch seyn. Alexander mißverstand den Rath, und wandte ihn übel an, indem er sich in der Folge einen Gott schelten ließ.

Quelle:
Hammer-Purgstall, Joseph Freiherr von: Rosenöl. Stuttgart/Tübingen: Cotta, 1813, S. 257-258.
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