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[17] Es herrschte einst der gar mächtige König Alexander, der zu seinem Lehrer und Meister den Aristoteles hatte, welcher ihn in jeglicher Wissenschaft unterrichtete. Als dieß die Königin des Nordens hörte, nährte sie ihre Tochter von der Zeit ihrer Geburt an mit Gift und als diese zum mannbaren Alter gelangt war, war sie so schön und erschien dem menschlichen Auge so reizend, daß Viele durch den bloßen Anblick derselben närrisch wurden. Die Königin sandte sie nun an den Alexander, auf daß sie sein Kebsweib würde. Als der das Mädchen erblickt hatte, wurde er sogleich von Liebe zu ihr ergriffen und wollte mit ihr zu Bette gehen. Aristoteles aber, der das merkte, sprach zu ihm: Wollet solches nicht versuchen, denn wenn Ihr es thun werdet, werdet Ihr im Augenblick des Todes seyn, weil sie ihre ganze Lebenszeit hindurch mit Gift genährt worden ist. Daß dieses aber wahr ist, will ich sogleich beweisen. Hier ist ein Uebelthäter, der nach dem Gesetze sterben muß: der schlafe bei ihr, und Ihr werdet dann sehen, ob es wahr ist. Und so geschah es. Der Uebelthäter küßte sie vor aller Augen, fiel so gleich zu Boden und starb. Als solches Alexander gewahr wurde, prieß er seinen Meister gar sehr, daß er ihn vom Tode errettet hatte, und sandte das Mägdlein ihrer Mutter zurück.