Dreiundfünfzigstes Capitel.
Wie man gute Regenten nicht wechseln solle.

[74] Valerius erzählt, daß, während alle Syracusaner den Tod des Sicilischen Königs Dionisius herbeiwünschten, eine gewisse Frau von außerordentlich hohem Alter in den Morgenstunden die Götter bat, es möchte in diesem Leben sie der König überleben. Dionisius, der sich hierüber verwunderte, befragte sie um die Ursache dieses Gebetes und sie erwiederte: als ich noch Mädchen war, hatte ich einen schlimmen Tyrannen, und als ich ihn zu verlieren wünschte, bekam ich einen schlimmem. Als ich nun wieder diesen loszuwerden trachtete, erhielt ich einen dritten noch schlimmern. Da ich nun also befürchte, daß auf Dich ein noch schlechterer folgt, so bete ich deshalb jeden Tag für Dein Leben. Wie das Dionisius hörte, belästigte er sie fürder nicht mehr.

Quelle:
Gesta Romanorum, das älteste Mährchen- und Legendenbuch des christlichen Mittelalters. 3. Auflage, Unveränderter Neudruck Leipzig: Löffler, Alicke 1905, S. 74-75.
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