Siebenundneunzigstes Capitel.
Vom Tode.

[175] Man liest in den Chroniken, daß im Jahre 12 nach Roms Erbauung das römische Volk eine marmorne Säule auf dem Forum errichtete und darauf das Bild des Julius Cäsar setzte: und über den Kopf derselben schrieb man den Namen Julius, weil sie zu Ehren desselben errichtet worden war. Es hatte aber eben dieser Julius Cäsar bei seinem Tode oder noch vorher drei Anzeichen erhalten. Denn hundert Tage vor dem Tode schlug der Blitz vor seinem Standbild auf dem Forum ein und nahm von dem darüber geschriebenen Namen die ersten Buchstaben hinweg. In der Nacht aber, welche seinem Todestage voranging, öffneten sich die Fenster seines Schlafgemachs mit einem so starken Geräusch, daß er glaubte das Haus wolle einstürzen. An demselben Tage seines Mordes aber wurde ihm, als er auf das Capitol ging, ein Brief eingehändigt, welcher ihm seinen Tod anzeigen sollte, so daß, wenn er selbigen sogleich gelesen hätte, er dem Tode entgangen seyn würde.

Quelle:
Gesta Romanorum, das älteste Mährchen- und Legendenbuch des christlichen Mittelalters. 3. Auflage, Unveränderter Neudruck Leipzig: Löffler, Alicke 1905, S. 175.
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