Zweite Erzählung.
* (26).
Von vier Einsiedlern.

[134] Es wohnten einst in einem Hause vier Einsiedler gar reinen und seligen Lebenswandels, und sprachen eines Tages unter einander von gar gottseligen Dingen: unter andern kamen sie aber darin überein, daß ein Jeder seine Tugend sagen sollte. Da sprach der erste: er sey, wie ihm dünke, gar demüthig, der andere sagte, er sey geduldig, der dritte versicherte, er höre gern von Gott reden, und der vierte, er bete gern. Da wurden alle vier darüber einig, sie wollten Gott bitten, daß er ihnen zu wissen thäte, welcher unter ihnen der Vollkommenste sey. Und sie hörten eine Stimme, die sprach: der erste, der fängt mich, der zweite, der hält mich, der dritte, der bindet mich, der vierte, der trägt mich hin, wohin er nur will: also hat jeder von Euch Gewalt über mich.

Quelle:
Gesta Romanorum, das älteste Mährchen- und Legendenbuch des christlichen Mittelalters. 3. Auflage, Unveränderter Neudruck Leipzig: Löffler, Alicke 1905, S. 134.
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