Achtundfünfzigste Geschichte

[53] geschah: Der Kaiser sagt wider Rabbi Jehauschue: »Ich wollt gern für deinen Gott eine Sude (Mahlzeit) machen, daß er mit mir sollt essen.« Da sagt Rabbi Jehauschue wider den Kaiser: »Du vermagst es nit, denn Gott hat viel Diener.« Da sprach der Kaiser wider: »Fürwahr, ich vermag es wol.« Da sprach Rabbi Jehauschue: »Tu denn so. Geh hin auf das weite Feld, bei dem Bach Rabisa un laß die Sude derbei zurichten.« Da müht sich der Kaiser sechs Chodoschim (Monate) lang in Sommerzeit un ließ Tisch und Bänk zubereiten mit viel gut Essenspeis. Un der Kaiser meint er hat alles wol zugerichtet. Da kam ein großer Wind un weht die Tisch all in den Bach hinein. Da ging der Kaiser hin un müht sich wieder sechs Chodoschim lang in Winterzeit un ließt wieder viel Tisch zubereiten mit gut Essenspeis. Da kam ein großer Regen un schwemmt die Tische alle hinweg in Bach hinein. Da sprach der Kaiser wider Rabbi Jehauschue: »Was is das? Wenn ich schon lang zurüst, da kommt doch niemand nit, der da eßt, un es kommt doch weg?« Da antwortet Rabbi Jehauschue wider: »Das sind gewesen des Heiligen, gelobt sei er, seine Dieners, die haben das Dasige alles aufgegessen.« Da sprach der Kaiser: »Wenn es will so zugehn, so is all mein Zurüsten umsonst. So will ich es weiters bleiben lassen.«

Quelle:
Allerlei Geschichten. Maasse-Buch, Buch der Sagen und Legenden aus Talmud und Midrasch nebst Volkserzählungen in jüdisch-deutscher Sprache, Nach der Ausgabe des Maasse-Buches, Amsterdam 1723, bearbeitet von Bertha Pappenheim, Frankfurt am Main: J. Kauffmann Verlag, 1929, S. 53.
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