Achtundsechzigste Geschichte

[60] geschah: Einer hat sich verirrt bei Nacht in einem großen Wald. Un die Lewone (der Mond) hat gar hell geschienen. So is ihm einer begegnet, den er gar wol gekannt hat, daß er lang gestorben is gewesen. Un wie er ihn so sah, so wollt er hinter sich laufen. Da schrie der Peger (Tote): »Fercht dich nit. Ich werd dir niks tan.« Un gab sich zu derkennen. Da sagt der Mann zu dem Toten: »Du bist so lang tot gewesen, un wo kommst du jetzunder her?« Da antwortet der Peger: »Ich will dir's sagen. Derweil ich dem plauni (so un so) hab das Feld mit Gewalt genommen, so hab ich keine Menuche (Ruhe) nit. Denn man jagt mich die ganze Nacht um das Feld herum.«

Quelle:
Allerlei Geschichten. Maasse-Buch, Buch der Sagen und Legenden aus Talmud und Midrasch nebst Volkserzählungen in jüdisch-deutscher Sprache, Nach der Ausgabe des Maasse-Buches, Amsterdam 1723, bearbeitet von Bertha Pappenheim, Frankfurt am Main: J. Kauffmann Verlag, 1929, S. 60-61.
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