In einem Kaffernkraal2 lebte vor Zeiten ein alter Mann, der war sehr arm. Wenige Stück Vieh nur nannte er sein eigen, und Töchter, deren Heirat ihm Besitz zuführen konnte, hatte er nicht. Eines Tages saß er im hellen, klaren Sonnenschein vor seiner Hütte, rauchte Tabak und starrte ins Freie. Plötzlich erregte das Gezwitscher einiger Vögel in einem nahen Dornbusch seine Aufmerksamkeit. Er blickte auf und sah sieben Vögel von ungewöhnlicher[1] Schönheit vor sich; auch ihr Gesang unterschied sich von allem, was er Ähnliches bisher gehört hatte.
Da ging der alte Mann zu dem Häuptling seines Stammes und sagte ihm, was er gesehen hatte.
Dieser hörte schweigend zu; dann sprach er: »Wieviele Vögel, sagtest du, waren es?«
Der alte Kaffer antwortete: »Sieben«.
»Du hast recht getan, mir davon zu sagen«, fuhr der Häuptling fort. »Zum Lohne dafür sollst du meine sieben fettesten Kühe haben. Ich habe sieben Söhne im Kriege verloren. Die sieben Vögel sollen sie mir ersetzen; denn wer sagt mir, daß sie nicht meine getöteten Söhne sind? Die kommende Nacht darfst du nicht schlafen, sondern mußt wachen und Sorge tragen, daß die Vögel nicht fortfliegen. Morgen früh werde ich sieben Knaben erwählen, die sollen die Vögel fangen.«
Der alte Mann tat, wie sein Häuptling ihm geboten hatte.
Am folgenden Morgen sammelte dieser seinen Stamm um sich und erzählte von den Vögeln. Hierauf wählte er sechs der mutigsten Knaben, gesellte ihnen seinen Sohn bei, der stumm war, und hieß sie gehen, um die Tiere zu fangen. Bei seinem Zorn verbot er ihnen, ohne dieselben vor seine Augen zu treten. Dann gab er ihnen Waffen und befahl ihnen, jedermann zu töten, der sich ihnen etwa wiedersetzen wollte. Mehrere Tage hintereinander verfolgten die Knaben nun die Vögel, ohne sie fangen zu können. Endlich aber fielen sie erschöpft zur Erde und ließen sich willig aufheben. An der Stelle, wo die Knaben ihre Aufgabe gelöst hatten, blieben sie über Nacht.
Am nächsten Morgen machten sie sich auf den Heimweg. Sie kamen zu einer Hütte, in der ein lustiges Feuer[2] brannte; aber es war niemand darin. Da gingen sie hinein und legten sich schlafen.
In der Nacht aber wachte der eine der Knaben auf und hörte eine Stimme sagen:
»Hier ist ja schönes Fleisch! Zuerst werde ich diesen, dann jenen, dann den dort nehmen; zu allerletzt soll der mit den kleinen Füßen dran kommen.«
Der »mit den kleinen Füßen« aber war der Sohn des Häuptlings. Sein Name war Sikulume. Bis zu dem Tage, an dem er den Vogel gefangen hatte, war er stumm gewesen, nun war seine Zunge durch ein Wunder gelöst.
Der Knabe, welcher die unheimliche Stimme gehört hatte, lag mehrere Minuten ganz still. Dann sah er beim schwachen Strahl des Mondes, daß der Sprecher, ein breitschultriger, großer Mann, zur Hütte hinausging, wahrscheinlich, um seine Freunde zum Mahle zu laden. Sofort weckte der Knabe seine Kameraden und teilte ihnen mit, was er gehört hatte. Sie verlachten ihn aber und meinten:
»Du hast geträumt. Es ist niemand in der Hütte gewesen.«
Er antwortete: »Geträumt habe ich nicht; ich rede die Wahrheit.«
Sie verabredeten nun, daß einer von ihnen wachen solle, und sobald dieser ein verdächtiges Geräusch höre, die anderen wecken müsse.
Nach einer kleinen Weile waren sie bis auf einen wieder in festen Schlaf gefallen. Es währte gar nicht lange, so ließen sich Schritte vernehmen und gleich darauf dieselben Worte wie vorhin.
»Sie werden alle gleich hier sein,« schloß der Kannibale seine Rede und rieb sich vergnügt die Hände, indem er wieder zur Tür der Hütte hinaustrat.[3]
Der zum Tode erschrockene Knabe rief seine Gefährten, und in wenigen Sekunden befanden sie alle sich auf der Flucht.
Als der Kannibale aber mit seinen Freunden die Hütte betrat, die jetzt leer war, fielen die Betrogenen über den Betrüger her – denn sie glaubten seinen Beteuerungen nicht – und verspeisten ihn.
Sikulume war geflohen, ohne in der Hast an seinen Vogel zu denken. Als er dies bemerkte, beschloß er sofort umzukehren; denn er fürchtete den Zorn seines Vaters mehr als die Blutgier der Kannibalen.
Seine Gefährten suchten umsonst, ihn von seinem Vorhaben zurückzuhalten.
»Seht her,« rief Sikulume und bohrte seinen Assegai3 in die Erde, »wenn dieser fest und still steht, dann sollt ihr wissen, daß ich in Sicherheit bin; bewegt er sich hin und her, so wißt, daß ich fliehe, fällt er aber hin, so sei es euch das sichere Zeichen meines Todes.«
Damit ging er von ihnen und wandte sich der Hütte der Menschenfresser zu.
Auf dem Wege dorthin traf er ein altes Weib; das saß auf einem großen Steine und rief ihm zu:
»Wohin gehst du?«
Er sagte es ihr.
Da nahm die Frau aus einem Korbe etwas Fett und gab es dem Sohne des Häuptlings.
»Nimm dies,« sprach sie. »Wollen die Kannibalen[4] dir etwas anhaben, so wirf ein wenig davon auf einen Stein.«
Dann war die Alte verschwunden, Sikulume ging weiter. Als er zu der Hütte kam, fand er sie leer; nur sein Vogel saß mit hängenden Flügeln am Eingange. Schnell nahm er ihn auf. In demselben Augenblick aber hatten die Kannibalen von weitem den Knaben bemerkt und kamen mit lautem Geschrei auf ihn zugerannt. Sikulume floh, so schnell seine Füße ihn tragen wollten; aber seine Verfolger verstanden das Laufen gut, und in wenigen Minuten hatten sie ihn fast eingeholt.
Da warf Sikulume etwas von dem Fett, welches die Alte ihm gegeben hatte, auf einen Stein. Kaum sahen dies die anderen, als sie sich in wilder Gier auf den Stein warfen. Es entstand ein Handgemenge unter ihnen, bis einer den Stein verschluckt hatte. Dann erst setzten sie ihre Verfolgung fort. Wieder waren sie nahe an Sikulume herangekommen, als dieser abermals von dem Fett, was er noch hatte, auf einen Stein warf. Dasselbe Schauspiel wie vorhin wiederholte sich. Schließlich stürzten die Kannibalen über den, welcher den Stein verschlungen hatte, her und töteten ihn. Sikulume hatte inzwischen einen guten Vorsprung bekommen; dennoch sah er mit Schrecken, daß seine Feinde sich ihm immer mehr näherten.
Um besser rennen zu können, warf er das Tuch, welches er um seine Hüften geschlagen hatte, von sich. Dasselbe fing an zu laufen und schlug eine andere Richtung ein. Sofort ließen die Kannibalen von der Verfolgung Sikulumes ab und wandten sich dem Tuche zu. Ehe sie dasselbe erreicht hatten, war der Knabe bei seinen Gefährten. Mit ihnen zusammen eilte er nun dem Kraal seines Vaters zu. Bald gewahrten sie ihre Verfolger wieder hinter sich[5] und sahen zu gleicher Zeit einen kleinen Mann neben einem großen Steine sitzen.
Der Kleine rief ihnen, als sie an ihm vorübereilen wollten, zu:
»Ich kann diesen Stein in eine Hütte verwandeln.«
»So tue es!« erwiderten die Knaben.
Er tat es, und die Knaben gingen alle in die Hütte; der kleine Mann ebenfalls.
In der Hütte spielten sie allerlei Spiele.4
Als die Kannibalen nahe herzugekommen waren, witterten sie Menschenfleisch; aber sie sahen nichts als einen großen Stein; denn von der Verwandlung desselben in eine Hütte konnten sie nichts bemerken.
Da wurden sie sehr zornig und fingen an, den Stein zu beißen, bis ihre Zähne zerbrochen waren. Laut heulend traten sie dann den Heimweg an.
Als sie weit fort waren, kamen die sieben Knaben und der kleine Mann aus der Hütte, die eigentlich ein Stein war.
Die Knaben setzten nun ihren Weg fort.
Endlich erreichten sie ihre Heimat; aber sie sahen niemanden, außer einem alten Weibe; dasselbe kam scheu und angstvoll um sich spähend unter einem Aschenhaufen hervorgekrochen. Es zitterte am ganzen Leibe und sprach:
»Ich meinte, es wäre niemand übrig geblieben.«
Sikulume sprach: »Wo ist mein Vater?«[6]
Die Alte antwortete: »Alle Leute sind von dem Inabulele5 verschlungen worden.«
Er fragte: »Wohin ist das Ungeheuer gegangen?«
»Zum Flusse,« war die Antwort.
Da gingen die Knaben an das Wasser.
Sikulume sprach: »Ich werde in das Flußbett steigen und diesen Assegai hier mit mir nehmen. Seht ihr das Wasser stark bewegt, so wißt, daß ich im Magen des Ungeheuers bin; ist es rot, so habe ich es getötet.«
Nach diesen Worten sprang Sikulume in das Wasser und verschwand. Kaum war er in der Tiefe, so verschlang ihn das Ungeheuer, ohne ihm jedoch dabei ein Leid zu tun. Sikulume sah in dem Magen des Tieres seinen Vater, seine Mutter, alle Leute seines Stammes und ihr Vieh.
Da nahm er seinen Assegai und durchstach von innen nach außen das Ungetüm. Das Wasser bewegte sich und schlug in hohen, lauten Wellen an das Land, bis der Inabulele tot war; dann wurde es blutrot und still.
Als die sechs Knaben das sahen, schafften sie den Leichnam an das Ufer, schnitten ein tiefes, breites Loch hinein und befreiten so, was gefangen gewesen war.
Eines Tages sprach Sikulume zu einem anderen Knaben:
»Es ist Zeit, daß ich von meinem Stamme, den ich beherrschen werde, zum Manne erklärt werde. Dazu muß ein großes Fest gefeiert werden. Sage meiner Schwester, daß sie gute Speise für mich bereiten soll.«
Die Schwester tat es.
Darauf sprach Sikulume zu ihr: »Bringe mir ein[7] Stück von der Haut des Inabulele, welches ich getötet habe; ich will mir einen Mantel davon machen.«
Darauf rief das Mädchen seine Freundinnen und ging mit ihnen an den Fluß.
Dort sang sie:
»Inabulele. Dich rufe ich!
Inabulele! Sikulume, der sendet mich.«
Da kam der tote Körper des Ungetüms aus dem Wasser.
Das Mädchen schnitt zwei kleine Stücke der Haut ab, groß genug, um Sandalen daraus zu machen, und ein großes für einen Mantel.
Nun Sikulume von seinem Stamme zum Manne erklärt worden war, sprach er zu seinen Freunden:
»Ich werde die Tochter von Mangangezulu heiraten.«
Sie erwiderten:
»Zu dem mußt du nicht gehen; Mangangezulu wird dich töten.«
Er aber sprach:
»Ich werde dennoch gehen.«
Und er versammelte um sich seine Altersgenossen und befahl ihnen, ihn zu begleiten.
Der Weg zu Mangangezulu führte durch hohes Gras. Eine Maus kam daraus hervor und fragte Sikulume:
»Wohin des Weges?«
»In den Kraal Mangangezulus,« war die Antwort.
Da sang die Maus:
»Häuptling Sikulume, kehr heim, kehr heim;
Bei Mangangezulu darf niemand sein.«
Sikulume aber sprach: »Ich werde dennoch hingehen.«[8]
»Wie du willst,« sagte die Maus; »ehe du aber weiter gehst, töte mich, ziehe mir das Fell ab und wirf es hoch in die Luft.«
Er tat, wie die Maus ihm geboten hatte.
Das Fell sprach:
»Gehe nicht in das Dorf Mangangezulus durch den großen Eingang; setze dich auf keine neue Matte6, wenn man dir zu essen anbieten wird, und schlafe in keiner Hütte, die leer ist.«
Die Knaben schritten weiter und kamen zum Dorfe Mangangezulus.
Sie betraten es von der Seite, welche die Maus ihnen gewiesen hatte. Die Leute, die nicht gewöhnt waren, Fremde anders als durch den großen Eingang zum Kraal kommen zu sehen, fragten verwundert:
»Warum tun sie dieses?«
Sie entgegneten:
»Es ist unsere Sitte.«
Man brachte ihnen Speise und gab ihnen eine neue Matte zum Niedersitzen.[9]
Sie aber sprachen:
»Unsere Sitte ist, beim Essen auf einer alten Matte zu sitzen.«
Man gab ihnen eine leere Hütte zum Schlafen; sie aber sagten: »Unserer Sitte gemäß schlafen wir nur in einer Hütte, in der Geräte sind.«
Am folgenden Tage sprach der Häuptling Mangangezulu zu seinen Gästen:
»Geht und seht euch mein Vieh an und hütet es.«
Sie gingen. Ein heftiger Gewitterregen überraschte sie, und Sikulume breitete seinen Mantel aus auf die Erde, da wurde er zu einer Hütte, die hart war wie Stein; in diese traten sie alle hinein und waren geschützt vor dem Regen.
Als sie des Abends mit dem Vieh heimkehrten, kam die Tochter Mangangezulus ihnen entgegen und blieb an Sikulumes Seite. Da die Mutter des Mädchens dies sah, stellte sie ihren Fuß in die Fußtapfen Sikulumes, und er verwandelte sich sofort in ein Elentier.
Das Mädchen aber liebte den jungen Häuptling sehr, und da sie sah, was ihre Mutter getan hatte, machte sie ein großes Feuer und trieb ihn hinein. Da verbrannte er und wurde zu einer ganz kleinen Kohle. Das Mädchen nahm die heiße Kohle, legte sie in einen Topf mit kaltem Wasser, und in wenigen Minuten stand Sikulume wieder vor ihr.
Sikulume und Mangangezulus Tochter verließen den Platz; denn der Häuptling trachtete beiden nach dem Leben. Das Mädchen hatte ein Ei, eine Kalabasse7, einen Topf und einen glatten Stein mit sich genommen.[10]
Als sie nun sahen, daß Mangangezulu ihnen folgte, warf das Mädchen das Ei zur Erde. Aus ihm wurde ein dichter Nebel.
Mangangezulu irrte in dem Nebel umher, bis er sich endlich zerteilte, dann verfolgte er Sikulume und seine Tochter weiter.
Da warf sie die Kalabasse zur Erde, und sie verwandelte sich in eine breite, tiefe Wasserfläche. Mangangezulu mußte warten, bis die Erde das Wasser verschlungen hatte, dann setzte er seinen Weg fort.
Das Mädchen warf nun den Topf zur Erde. Er zerbrach und verbreitete tiefe Dunkelheit. Wieder mußte der Vater eine lange Zeit warten, bis es Licht wurde; dann eilte er weiter und kam nahe an die Fliehenden heran.
Da warf seine Tochter den glatten Stein auf die Erde. Er wuchs und wurde zu einem riesigen Gebirge, dessen eine Seite eine steile Mauer war. Mangangezulu konnte die Felsen nicht erklettern und mußte umkehren und in seinen Kraal gehen.
Sikulume aber zog mit seinem jungen Weibe weiter, und als er heimkam, sagte er zu den Leuten seines Stammes:
»Dies ist Mangangezulus Tochter. Ihr rietet mir, nicht in ihres Vaters Kraal zu gehen, weil Ihr glaubtet, ich würde getötet werden. Ich habe Eure Warnung verachtet, und nun bringe ich mein Weib heim.«
Sikulume wurde nun zu einem großen und mächtigen Häuptling, und alle Leute bewunderten ihn und sagten:
»Niemand kann tun, was Sikulume getan hat.«
1 | Die Kapkaffern sowohl wie die Zulus schätzen ihren Reichtum nach der Anzahl ihrer aufwachsenden Töchter. Die Geburt einer Tochter bedeutet für die Eltern eine Besserung ihres Wohlstandes; denn das Liebeswerben jedes Kaffernfreiers muß durch ein Angebot von Ochsen, die er dem erwünschten Schwiegervater als Entgelt für die Dame seiner Wahl bietet, unterstützt werden. Da nun bei den südafrikanischen Völkern der Reichtum nicht in klingender Münze, sondern in blökendem Vieh besteht, so hat der Meistbietende die besten Aussichten auf Verwirklichung seiner Wünsche. |
2 | Ein Kraal ist ein Negerdorf. Kaffern leben in Hütten, welche in Gestalt von Halbkugeln, aus starkem Geäst geflochten und mit Pfählen in den Boden befestigt sind. Sie sind vollkommen vor den Unbilden des Wetters geschützt. Die größten dieser Hütten haben einen Durchmesser von 25 Fuß und eine Höhe von 8 Fuß. Der einzige Zugang ist eine schmale, niedrige Öffnung, welche Tür, Fenster und Rauchfang zugleich ist. Das Innere ist immer rauchig und meist schmutzig. Gewöhnlich bauen die Kaffern ihre Kraale oder Dörfer auf einer Anhöhe, die eine weite Aussicht bietet. |
3 | Ein Assegai ist die gewöhnliche Wurf- und Stoßwaffe der südafrikanischen Eingeborenen. Es ist dies ein lanzettenförmiger, lanzenartiger Speer, den die Schwarzen mit großer Geschicklichkeit zu handhaben wissen und bei schier unglaublichen Entfernungen todbringend werfen können. Das Benutzen, ja selbst der Besitz dieser Waffen ist dem Eingeborenen jetzt strengstens untersagt; dennoch haben sie meist Verstecke, wo sie diese Schätze aufheben. |
4 | Die Kaffern besitzen einen großen Reichtum althergebrachter Spiele, bei denen es zumeist auf eine große Beweglichkeit und Geschicklichkeit ihres Körpers ankommt. Daher kommt es auch, daß, wenn sie in Berührung mit europäischen Einrichtungen kommen, sie sich meist vorteilhaft mit sportlichen Spielen, wie tennis, Fußball und cricket befassen. |
5 | Inabulele ist ein sagenhaftes Ungeheuer. |
6 | Matten sind bei allen afrikanischen Negern vielfach im Gebrauch zu den verschiedensten Zwecken; sie rauchen, sitzen, schlafen auf ihnen. Wohl am meisten ausgebildet ist der Gebrauch und die Anfertigung der Matten im deutschen Ostafrika, wo die Mattenflechterei zu einer wahren Kunstfertigkeit gediehen ist. Sie hat die südafrikanische Fertigkeit im Mattenflechten bei weitem überholt. Die Ostafrikaneger haben daher auch eine große Mannigfaltigkeit in ihren Matten, denen vielfach sehr komplizierte Muster zugrunde liegen. Gemusterte Mattenstreifen flechten zu können, gilt bei den Suahelis für ein Zeichen hoher Bildung. Von den verschiedenen Matten der Neger Ostafrikas seien hier genannt: Ritanga, Plur. vitanga, runde Matten zum Ausbreiten der Nahrungsmittel, die zum Verkauf kommen, Jamoi, Plur. majamvi eine Matte für den Fußboden, länglich oder quadratisch, je nach Bedarf. Mkeka, Plur. mikeka, Schlafmatte; doch gibt es noch eine ganze Anzahl anderer Gebrauchs- und Ziermatten. |
7 | Kalabasse ist gebraucht zum Aufbewahren und Fermentierenlassen der Milch, die amassi genannt wird und ein beliebtes Getränk der Kapkaffern ist. Eine Kalabasse ist nichts anderes als ein großer ausgehöhlter Flaschenkürbis. |
Buchempfehlung
Drei Erzählungen aus den »Neuen Dorf- und Schloßgeschichten«, die 1886 erschienen.
64 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro