Eine Zulukindergeschichte.

[86] Einstmals erhob sich ein gewaltiger Sturm, der trug eine Schar Kinder in die Wüste. Unter ihnen war auch ein kleiner Knabe, der hieß Tsegana-nkokopana.

Als es einmal in der Wüste anfing zu regnen, sagte er zu den Mädchen:

»Wenn ich zu dem Stroh sage, es soll zu einer Hütte werden, so wird es meinen Worten folgen.«

»Tue es!« sprachen die Mädchen.[86]

Er tat es, und aus dem Stroh wurde eine Hütte.

Als es Nacht wurde, kam ein Menschenfresser, der wollte alle Kinder verschlingen. Sie fürchteten sich und kletterten eiligst auf einen hohen Baum, welcher nahe der Hütte stand, und sagten zu diesem:

»Falle nicht!«

Der Menschenfresser kam an den Baum und fing an, ihn zu zersägen, aber er fiel nicht um; deshalb ging der Mann am folgenden Tage fort.

Darauf kam ein großes Wesen, wie die Kinder noch nie ein ähnliches gesehen hatten, das nannten sie Pukhupukhu und freuten sich darüber.

»Pukhu-pukhu,« riefen sie, »komm her, komm her und gehe mit uns!«

Pukhu-pukhu kam, nahm die Kinder und brachte sie ihren Eltern wieder. Als er mit den Kindern zum Eingange des Kraals gekommen war, zu dem sie gehörten, stand er still. Da kam die Mutter von Tsegana-nkokopana und warf Asche über ihn. Darauf nahten noch andere Frauen, und Pukhu-pukhu sprach zu ihnen: »Sagt euren Leuten, sie sollen mir rote Erde und blaue Steine bringen, und laßt sie Matten ausbreiten bis an das Tor des Kraals.«

Das taten sie, und er gab jeder Mutter ihr Kind wieder.

Aber den kleinen Tsegana-nkokopana nahm er wieder mit sich, weil seine Mutter Asche auf ihn geworfen hatte, und gab ihm den Menschenfresser; der verschlang ihn.

Quelle:
Held, T. von: Märchen und Sagen der afrikanischen Neger. Jena: K.W. Schmidts Verlagsbuchhandlung, 1904, S. 86-87.
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