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[91] Es war einmal ein König, der hatte drei Töchter. Eines Tages rief er seine jüngste Tochter herbei und sprach zu ihr: »Meine liebe Tochter, liebst du mich oder nicht?« Sie antwortete ihm: »Ich liebe dich, mein Vater, wie Gold.« Da versetzte er: »Gut, mein Kind!« Dann rief er die zweite herbei und fragte sie: »Liebst du mich, meine Tochter?« Sie versetzte: »Mein Vater, ich liebe dich wie Diamanten.« »Recht so,« versetzte er. Sie verließ ihn und er rief noch die dritte herbei und fragte sie ebenso. Die versetzte: »Vater, ich liebe dich wie Salz.« Da rief der König: »Weg von mir! Du bist meine Tochter nicht länger!« Das Mädchen ging fort und wanderte in die weite Welt, bis sie schließlich zum Hause eines anderen Königs kam. Sie begab sich hinein zu den Bewohnern dieses Hauses und fragte sie: »Wünscht[90] ihr, daß ich in euren Dienst trete?« Man fragte sie wieder: »Was willst du arbeiten?« »Ich will das Kochgeschirr waschen,« versetzte sie. »Gut,« antwortete man ihr. Nun begann das Mädchen die Töpfe zu waschen und das Kochen zu lernen, bis sie eine Köchin wurde.
Als nun dieser König eines Tages eine Festlichkeit vorhatte, lud er den ersten König dazu ein, den Vater des Mädchens. Da kam denn auch ihr Vater zu dem zweiten Könige und blieb dort. Jetzt sprach das Mädchen: »Ich werde dem Könige das Mittagessen kochen.« »Gut,« versetzte man. Das Mädchen machte sich nun ans Werk, kochte aber das Essen ohne Salz. Als das Essen gar gekocht war, steckte sie ihren Fingerring mit hinein, dann verließ sie das Zimmer. Man brachte das Essen dem Könige; der sprach: »Im Namen Gottes!« und entdeckte bald, daß kein Salz an der Speise war. Da wunderte er sich sehr über diese Art zu kochen. Er untersuchte das Gericht näher und fand darin den Ring. Sofort rief er: »Bringt mir das Mädchen, das dies Gericht gekocht hat, herbei!« Man holte das Mädchen. Da zog sie der König an sich, fiel ihr um den Hals und küßte sie und nahm sie mit nach Hause. – Lebt wohl, Zuhörer!