[42] Es war einmal ein europäischer Lehrer, welcher sehr gut zu lesen verstand; er war soeben aus Europa gekommen. Und er fragte: »Wer versteht hier zu lesen?« Man antwortete ihm: »Viele Leute können das.« Er sagte: »Seit der Zeit, da ich lese, habe ich keinen Lehrer gesehen, der zu lesen versteht wie ich.« Sie sprachen zu ihm: »Hier sind viele; hier giebt es[42] solche Lehrer.« »Lasst uns gehen, führt mich hin;« und sie brachten ihn hin.
Jeden Lehrer fragte er: »Was ist süss?« Jene Lehrer antworteten und sprachen: »Süss ist ein gutes Gemüt und die Gesundheit und das Glück und der Reichtum, Wohlergehen und morgen ins Paradies zu kommen.« Er, der europäische Lehrer, sprach: »Noch habt Ihr mir nicht das Rechte genannt.« Sie sagten: »Warum nicht?« »Ihr wisset nicht, was am süssesten ist.«
Da sah er einen Lehrer, der sass in seiner Vorhalle; er hatte ein Buch in der Hand und las. Und er, der europäische Lehrer, trat nahe an ihn heran, ohne dass jener ihn bemerkte; sein Buch in der Hand, beugte er sich darüber und las. Und der Lehrer sprach zu ihm: »Was ist süss?« Jener Suaheli-Lehrer antwortete ihm und sprach: »Süss ist ein Reisgericht.«
Und er zog fort und ging seiner Wege nach seiner Heimat Europa und lebte dort zwanzig Jahre, so dass er ein bejahrter Mann war. Als er nun wieder zu jenem Suaheli-Lehrer kam, fragte er ihn: »Warum?«1 Dieser antwortete: »Mit Fleisch.« Da reichte er ihm die Hand und sprach: »Du bist ein grosser Gelehrter, wie es keinen zweiten giebt.«
1 | Im Suaheli-Text kommt es hier auf das Wort »kwa nini« an, das »mit was«, »womit« und »warum« bezeichnet und von dem Suaheli-Lehrer in ersterem Sinne verstanden wurde. |