[236] Ein Mann hinterließ bei seinem Tode seine Frau in Hoffnung, und nach sechs Monaten gebar sie einen Knaben. Sie zog trotz aller ihrer Armut den Knaben auf, bis er fünfzehn Jahre wurde. Als der Knabe verständig geworden war, fragte er seine Mutter, ob sie nicht etwas vom Vater hätte. Die Mutter antwortete ihm, der Vater hätte viele Dinge hinterlassen, aber sie hätte alles verkauft, um seine Erziehung bis jetzt zu bestreiten. Aber der Knabe lag seiner Mutter immerfort in den Ohren, indem er um irgend etwas vom Vater bat, was es auch sei. Endlich sagte sie zu ihm: »Mir kommt es vor, als ob irgendwo auf dem Boden des Hauses ein Säbel liege«, und der Knabe sprach zu ihr: »Heb mich auf deine Schulter, damit ich hinaufkomme und ihn herunterwerfen kann.« Der Knabe nahm den Säbel, der seit Jahren nicht gereinigt und daher verrostet war, reinigte ihn, daß er wieder glänzte, und hängte sich ihn um den Hals. Dann sprach er zu seiner Mutter: »Mutter, ich will in ein fremdes Land ziehen.« Da begann die Mutter zu weinen und zu klagen, bat ihn, er solle nicht fortgehen und sagte schließlich zu ihm: »Schlag mir mit dem Säbel deines Vaters erst den Kopf ab, und dann zieh fort.« Aber der Knabe sprach: »Welcher Sohn hat jemals seiner Mutter den Kopf abgeschlagen? Ich bitte dich, grolle mir nicht, brich mir nicht das Herz, sondern wünsche mir Glück und hab mich lieb, denn mit Gottes Hilfe werde ich bald zurückkehren.« Nach diesen Worten änderte er seinen Namen, indem er den Namen »Säbel« annahm, und nahm den Säbel und schrieb seinen Namen darauf. Endlich legte er die Arme um den Hals seiner Mutter, damit sie sich vor der Trennung noch recht küssen[236] möchten, und sie konnten lange Zeit nicht aufhören zu weinen. Beim Scheiden küßte der Knabe den Säbel, damit er ihm Glück brächte, und als er zum Hause herausging, sprach er zu seiner Mutter: »Bleib gesund und sei mir nicht böse, denn länger als sechs Monate werde ich nicht ausbleiben.«
Als er sich von seinem Dorfe fünf oder sechs Stunden entfernt hatte, kam er an einen Berg, ganz einsam; er setzte sich an einem ebenen Platze hin, zog den Säbel heraus, küßte ihn und steckte ihn wieder in den Gürtel. Es verging keine halbe Stunde, da kam ein Jüngling in seinem Alter und sprach zu ihm: »Guten Tag, Freund!« Er antwortete: »Sei willkommen, Bruder!« Der Fremde fragte ihn: »Woher kommst du und wohin gehst du?« Und er sagte: »Ich bin ausgezogen nach meinem Glück.« – »Ich auch,« sprach der andre, »und wenn du willst, wollen wir Brüder werden und zusammen nach unserem Glück ausziehen.« Da schlang der Sohn der Witwe die Hände um seinen Hals, küßte ihn und fragte ihn nach seinem Namen, und er sagte, er hieße »Stern«. Dann sagte er ihm auch den seinigen, »Säbel«.
Hierauf machten sich die beiden auf und zogen geradeaus ihres Weges, bis die Nacht hereinbrach; da machten sie Rast, und nachdem sie ein wenig geplaudert hatten, legten sie sich nieder zu schlafen, ohne gegessen und getrunken zu haben. Am andern Tage zogen sie wieder geradeaus ihre Straße; nach etwa einer halben Stunde trafen sie einen Jüngling in ihrem Alter und sprachen zu ihm: »Guten Weg, Dörfler.« Und der antwortete: »Mögt ihr Glück haben, meine Brüder.« Sie sagten: »Woher sind wir deine Brüder?«; und er sprach: »Ihr wart nicht meine Brüder, aber jetzt und in Zukunft sollt ihr es sein.« – »Wenn wir deine Brüder sein sollen,« antwortete sie, »so sollst auch du unser Bruder sein.« Sie fragten ihn nach seinem Namen, und er sagte ihnen, man nenne ihn »Meer«. Sie sagten ihm auch ihre Namen, und dann umarmten und küßten sich die drei wie wirkliche Brüder und verpflichteten sich feierlich, zusammen zu sterben, wenn ihnen etwas zustoßen sollte.[237]
So zogen die drei weiter und kamen in die Nähe einer Stadt. Dort herrschte ein König, der hatte gerade in den Tagen einen breiten Graben ziehen und ausrufen lassen: wer über diesen Graben springen könne, solle die Tochter des Königs zur Frau bekommen; wer nicht hinüber käme, dem solle der Kopf abgeschlagen werden. Viele Leute versuchten den Sprung in der Hoffnung hinüber zu kommen, aber sie fielen hinein und wurden zum Scharfrichter geschickt, der allen die Köpfe abschlug. In dieser Zeit kamen auch die drei dahin, und als sie die ganze Menge sahen, sprachen sie: »Laßt uns näher gehen und sehen, was hier vorgeht.«
Als sie näher kamen und sahen, daß es sich um die Aufgabe handle, über den Graben zu springen, überlegten die drei miteinander und sprachen: »Sollen wir uns ein Herz fassen über den Graben zu springen? Vielleicht kommen wir hinüber. Und wenn wir nicht hinüberkommen, laßt uns sterben.« Meer sagte: »Der Graben ist sehr breit, und wir können nicht hinüberspringen.« Da nahm Säbel einen Stein von der Erde, gab ihn an Meer und sagte ihm, er solle ihn hinüberwerfen; und als der das getan hatte, fragte er ihn: »War der Stein sehr schwer?« Meer sagte: »Er war nicht schwerer als fünf Drachmen.« – »So schwer ist auch unser Springen«, sprach Säbel, und ohne lange zu zögern, stellte er sich zwischen beide, Stern und Meer, umarmte sie fest mit beiden Armen und sprang mit ihnen auf die andre Seite hinüber, ohne irgendwelche Schwierigkeit, so daß die ganze Menge dort, als sie das sah, sich verwunderte. Der König ließ die drei auf einen Wagen setzen, in den Palast bringen und vor sich führen. Dort fragte er sie: »Wer von euch will meine Tochter zur Frau nehmen?« Säbel erwiderte, Stern wolle sie nehmen. Und der König gab Befehl, die Hochzeit zu rüsten. Dann fragte er auch Säbel und Meer, was sie für eine Stellung wünschten. Säbel sagte, der König möge Meer eine geben, denn er wolle für sich nichts.
Einige Tage nach der Hochzeit nahm Säbel Abschied von Stern und Meer, um sich aufzumachen und weiterzuziehen.[238] Die aber sprachen mit großem Mißmut zu ihm: »So wenig also bedeutet unsere Brüderschaft, daß du das Herz hast fortzugehen und uns zu verlassen?« Da antwortete Säbel: »Unsere Brüderschaft ist unvergänglich, und darum lasse ich euch jetzt, wo ich fortziehen will, diese Feder zurück. Gebt wohl acht, wenn sie anfängt Blut zu tropfen, dann macht euch sogleich auf und sucht mich so lange, bis ihr mich findet, denn dann bin ich in Gefahr.« Darauf küßte er sie, machte sich auf und zog fort.
Als er so drei vier Tage seine Straße gezogen war, kam er an eine Stelle, wo sich sieben Wege teilten. Dort stand ein Turmhaus, in dem eine alte Frau wohnte. Säbel bat die Alte, sie möchte ihm sagen, wohin die Wege führten, und als er es erfahren hatte, schlug er den Weg zu der Schönen der Erde ein. Da sprach die Alte zu ihm: »Mein Sohn, setz nicht deinen Kopf und dein junges Leben umsonst aufs Spiel, denn auf diesem Wege sind Könige mit starken Heeren gezogen und sind nicht dahin gelangt, wohin du ganz allein gehen willst.« Da schrieb er an die Mauer des Turmes und gab der Alten den Auftrag: »Wenn zwei junge Männer nach mir fragen, so zeige ihnen diese Schrift und den Weg, den ich einschlage.« Hierauf schlug er den Weg ein, den er schon betreten hatte und zog dahin.
Als er ein Stück weiter gekommen war, traf er eine Kutschedra mit sechs Jungen auf dem Wege, die stürzte sich auf ihn, um ihn zu fressen. Er aber zog seinen Säbel und tötete sie samt ihren Jungen. Als er weiter zog, sah er von weitem den Palast der Schönen der Erde, und auf dem Wege dahin fand er eine Quelle, bei der er ein wenig verweilte. Die Schöne der Erde sah ihn und sprach zu der Kutschedra, die bei ihr war: »Es kommt ein junger Held, gekleidet in ein weißes Gewand«, und die antwortete: »Beobachte aus dem Fenster, wie er Wasser trinken wird, mit der Hand oder auf den Knien.« Der Jüngling ließ sich auf ein Knie nieder, legte seinen Kopf an das Becken der Quelle und trank. Da sprach die Kutschedra zu der Schönen der Erde: »Vor diesem[239] Manne habe ich Furcht.« Dort außerhalb des Palastes stand ein Apfelbaum mit Früchten, und als der Jüngling sich näherte, beobachtete ihn die Kutschedra, ob er springen würde, um den größten Apfel zu nehmen. Und der Jüngling sprang und nahm den Apfel mit den Zähnen, nicht mit der Hand. Als sie das sah, rief sie: »Wehe, vor diesem Mann gibt es für mich keine Rettung.«
Der Jüngling kam an die Tür des Palastes, ging geradeswegs hinein und sagte zu ihnen: »Guten Tag.« Die Kutschedra sprach zu ihm: »Wie hast du es gewagt, hierher zu kommen?«, und er antwortete: »Ebenso wie du es gewagt hast.« Da entbrannte sie in Zorn und versuchte sich auf Säbel zu stürzen; der aber zog sofort seinen Säbel und hieb sie in zwei Stücke; und so gewann er die Schöne der Erde. Als einige Wochen vergangen waren, hörten die Könige, daß ein Held die Kutschedra erschlagen und die Schöne der Erde zur Frau genommen hatte. Da machten sie sich eilig auf und gingen zu den sieben Wegen und fragten die Alte: »Was für ein Mann ist hier vorbeigegangen zur Schönen der Erde?« Und sie sagten ihnen: »Ein junger Mann von etwa 16 Jahren.« Da beschlossen sie gegen ihn zu ziehen und machten sich auf und bekämpften ihn vierundzwanzig Tage, aber mit aller ihrer Macht vermochten sie ihm nichts anzuhaben, sondern kehrten unverrichteter Sache wieder um. Nachdem nun die Könige Säbel nicht hatten besiegen können, kamen sie auf dem Rückwege zu der Alten und trugen ihr auf, sie solle zur Schönen der Erde gehen und sie fragen, mit welcher Heldentat und Kraft der junge Mann sich ihrer bemächtigt hätte. Und die Schöne der Erde antwortete der Alten: »Als er angekommen war, tötete er die Kutschedra mit Leichtigkeit und bemächtigte sich meiner.« Hierauf sagte die Alte, sie solle den Jüngling fragen, worin seine Heldenkraft liege. Und nach einigen Tagen fragte sie Säbel: »Wo hast du alle deine Kraft?« Und der Arme enthüllte ihr aus Liebe zu ihr alles, indem er sagte, seine ganze Kraft sei sein Säbel, und wenn ihm den jemand wegnähme, so wäre er verloren. Sie sagte[240] das der Alten wieder, und die fand nach einigen Tagen Gelegenheit, dem Jüngling den Säbel zu stehlen, und warf ihn ins Meer.
Nachdem Säbels Säbel ins Meer geworfen war, verfiel er sogleich in eine Krankheit und lag auf den Tod. Die Alte kehrte erfreut in ihren Turm zurück und rief den Königen zu, wer die Schöne der Erde ohne Heer und ohne Kampf gewinnen wolle, der möge hingehen, denn der Tag sei gekommen. Als die Könige das hörten, machten sie sich auf gegen Säbel zu ziehen. Aber Säbels Brüder hatten gesehen, daß seine Feder Blut tropfte und waren eiligst ausgezogen ihren Bruder zu suchen. Stern nahm Meer auf die Arme, und sie kamen viel eher an als die Könige und fragten die Schöne der Erde: »Wo hast du unseres Bruders Säbel?« Sie antwortete: »Man hat ihn ihm genommen und ins Meer geworfen.« Da erhob sich Meer sogleich, tauchte ins Meer, fand den Säbel und brachte ihn dem Bruder; der rieb sich sogleich die Augen, erwachte und stand gesund auf, wie sonst. Und während er sich die Augen rieb, sprach er zu ihnen: »Ach, wie lange habe ich geschlafen.« Als er aber seine Brüder bei sich sah, begriff er, daß er in Gefahr gewesen war.
Hierauf kamen auch die Könige, um ihn zu bekämpfen und fielen tapfer über ihn her, aber da Säbel wieder genesen war, unterlagen sie auch diesmal und mußten besiegt umkehren. Als Säbel auch diese Schlacht gewonnen hatte, nahm er die Schöne der Erde samt allem, was sie hatte und machte sich auf, um mit seinen Brüdern zu seiner Mutter in seine Heimat zu ziehen. Sie zogen wieder ihre Straße, und als sie zu den sieben Wegen kamen, beschenkte er dort die Alte reichlich, indem er zu ihr sagte: »Das schenke ich dir für das Gute, das du mir getan hast, indem du meinen Säbel ins Meer warfst. Jetzt bitte ich dich, laß die Könige, die kamen und mich bekriegten, die Botschaft wissen, daß ich, der ich die Schöne der Erde gewonnen habe, nun in meine Heimat ziehe. Wenn sie wollen und wenn sie Groll gegen mich hegen, sollen sie kommen mit mir zu kämpfen, ich will sie dann in[241] tausend Stücke hauen.« Dann sprach er zu der Alten: »Ich grüße dich, bleib gesund«, und sie trennten sich.
Indem sie weiterzogen, kamen sie zu dem König, der Sterns Schwiegervater war, denn Stern hatte seine Tochter zur Frau genommen, und baten ihn um Erlaubnis, mit seiner Tochter in ihre Heimat zu ziehen. Aber der König antwortete ihnen: »Ihr zieht, wohin ihr wollt, aber mein Schwiegersohn und meine Tochter bleiben hier.« Da sprach Stern zu ihnen vor den Augen des Königs: »Ich trenne mich um nichts, auch nicht um die Tochter des Königs, von euch, meine Brüder.« Der König sprang auf und rief: »Mag er wollen oder nicht, ihr werdet euch trennen«. Säbel erhob sich und sprach zu ihm: »Was soll das heißen: Mag er wollen oder nicht? Stern, unsern Bruder, willst du mit Gewalt zurückhalten? Der Mann, der einen von uns dreien mit Gewalt zurückhielte, ist nicht geboren.« Hierauf befahl der König seinem Türhüter: »Nimm diese Männer und wirf sie ins Gefängnis.« Aber Säbel erwiderte dem König: »Laß deiner Tochter sagen, sie solle hierher kommen, damit wir sehen, was sie sagt«; und der König befahl, man solle seine Tochter zu ihm bringen. Da sprach Säbel zu Stern: »Nimm auf einen Arm deine Frau und auf den anderen Meer und geh fort, indem du dem König Lebewohl sagst.« Der König hörte diese Worte mit Erstaunen; er rief seine Türhüter und befahl ihnen, es sollten an jeder Tür nicht weniger als vier Hüter stehen. Stern aber erhob sich, blieb in der Mitte des Zimmers stehen und sagte zum König: »Ich grüße dich, leb wohl, mein Schwiegervater.« Dann sprang er samt seiner Frau und Meer durchs Fenster hinaus, und die drei entkamen, während Säbel allein zurückblieb. Als der König das sah, eilte er ans Fenster um zu sehen, ob sie nicht zerschmettert wären, da sie so hoch hinabgesprungen waren, und als er sah, daß ihnen nichts Schlimmes zugestoßen war, wußte er nicht, was er tun sollte. Er befahl hierauf Säbel zu töten. Säbel erwiderte ihm: »Und warum willst du mich töten?« – »Weil du schuld bist, daß mich meine Tochter verlassen[242] hat.« Da erhob sich auch Säbel, nahm die Schöne der Erde um fortzugehen, und als die Türhüter ihn nicht herauslassen wollten, zog er seinen Säbel, tötete alle vier und entkam zu seinen Brüdern.
Als der König das alles sah, und wie er ihm auch seine Türhüter erschlug, da ließ er in Eile sein Heer sich versammeln und ihnen nachsetzen, und wenn sie sich nicht lebend fangen ließen, sollten sie sich auf sie stürzen und sie töten. Als die Brüder das Heer sahen, das ihnen nachkam, blieben sie stehen und warteten, bis es sich näherte. Da schickte man aus dem Heere einen Gesandten zu den Brüdern, der ihnen sagte: »Entweder kehrt gutwillig zum König zurück, oder das Heer wird über euch kommen und euch niederhauen.« Die Brüder antworteten: »Tut ihr, wie euer Herr euch befohlen hat, denn wir kehren nicht zurück.« Der Abgesandte kehrte ins Lager zurück und meldete, sie wollten nicht gutwillig umkehren. Da zog ihnen das Heer entgegen, und sie erwarteten es furchtlos. Als sie die ganze Menge sahen, die gegen sie losstürzte, erhob sich Säbel und rief: »Laßt ab vom Kampfe! Was habt ihr im Sinn, und was erwartet ihr? Wollt ihr alle hier niedergestreckt werden oder wieder heimkehren?« Aber obgleich diese Worte wie Bleikugeln auf sie fielen, gehorchten sie doch nicht, sondern versuchten über die Brüder herzufallen. Da sprach Säbel zu den Brüdern: »Nehmt ihr die Frauen und zieht weiter.« Und er, ganz allein, zog seinen Säbel, stürzte sich auf die Feinde und erschlug siebenhundert von ihnen, darunter ihren Anführer. Als das unglückliche Heer sah, daß auch ihr Anführer gefallen war, da flohen sie in großer Verwirrung, so daß einer den andern nicht sah. Da machte sich auch Säbel auf, zog seines Weges und traf mit seinen Brüdern da zusammen, wo sie auf ihn warteten.
Nun zogen sie alle zusammen ihre Straße, und nach drei Tagen kamen sie bei Säbels Hause an. Indem sie seine Mutter begrüßten, sprachen sie zu ihr: »Wir grüßen dich, liebe Mutter.« Und sie erwiderte höchst erstaunt: »Wer seid ihr,[243] daß ihr mich Mutter nennt?« Sie sprachen: »So hat uns dein Sohn geheißen, der auch in diesen Tagen kommen kann. Wir haben eine Wette mit deinem Sohn gemacht, daß du ihn, wenn er kommt, nicht erkennen wirst.« Und sie sagte: »Meinen Sohn werde ich erkennen, auch wenn er erst in fünfhundert Jahren kommt.« Aber bei diesen Worten ergriff sie die Sehnsucht, und sie weinte. Da sprach Stern zu ihr: »Welcher von uns dreien ist dein Sohn?« Nun fing sie an sie genauer zu betrachten, und als sie sich gesammelt hatte, verglich sie die Söhne und erkannte den ihrigen; da fiel sie auf die Knie und weinte ohne Aufhören. Dann umarmte sie ihren Sohn und küßte ihn zärtlich; darauf küßte sie auch die beiden andern und die beiden Frauen.
Als sie sich nun dort niedergelassen hatten, sprachen sie nach einiger Zeit untereinander: »Sind wir drei Brüder oder zwei?« Stern sagte: »Wir sind drei.« – »Wenn wir drei sind, warum sollen wir nur zwei Frauen haben?« Meer erhob sich und sagte: »Das macht nichts.« Da sprach Säbel: »Wir wollen dich zum König über unser ganzes Land machen.« Und sie machten ihn zum König, und er regierte sein ganzes Leben lang, und solange die drei lebten, blieben sie immer Brüder und hatten sich lieb.
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