8. Wie Eulenspiegel zum Tode verurteilt wurde und entwischte

[225] Darauf suchten sie Towo, bis sie ihn gefunden hatten. Und als sie ihn hatten, brachten sie ihn wieder vor den König. Der König verurteilte ihn, ins Meer geworfen zu werden. Und er befahl seinen Leuten, sich bereit zu machen, um den Towo ins Meer zu werfen. Als alles fertig war, setzten sie Towo ins Boot. Und wie er im Boote war, sagte Towo zu ihnen: »Laßt uns eins singen! Ich fange an, darum laßt mich in der Nähe des Steuers sitzen. Wenn wir singen, müßt ihr alle einfallen. Hört zu! Wir wollen singen«:


»Ach, den Towo haben sie hineingeworfen, so, nun ist er hineingeworfen!«


Sie ruderten los. Und sie waren noch keine zehn Meter vom Lande ab, da sprang Towo über Bord und flüchtete ans Land. Darauf sagte der Steuermann: »O, der Towo ist hineingesprungen.« Doch die Ruderer verstanden es anders und sangen nun:


»Ach, der Towo ist hineingesprungen, so, nun ist er hineingesprungen!«


[225] Dabei ruderten sie weiter, bis sie mitten im Meere angelangt waren, wo sie Towo über Bord werfen sollten. Da sagte der Steuermann: »Nun, das ist eine schöne Geschichte, ich sagte euch doch vorhin, daß Towo schon ins Wasser gesprungen ist.« Und sie beratschlagten darauf, was sie dem Könige erzählen wollten. Und sie beschlossen: »Wir wollen folgendes tun: wir wollen umkehren, und wenn der König uns fragt, dann sagen wir, daß er ins Wasser geworfen ist, denn sonst wird der König böse.«

Sie kehrten also um; und als sie ankamen, fragte der König: »Nun, habt ihr Towo über Bord geworfen?« Sie erwiderten: »O, wir haben ihn mitten auf dem Meere über Bord geworfen, die Fische werden ihn schon längst aufgefressen haben.« Da mußte der König annehmen, daß Towo ertrunken war.

Quelle:
Hambruch, Paul: Malaiische Märchen aus Madagaskar und Insulinde. Jena: Eugen Diederich, 1922, S. 225-226.
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