13. Rosse helfen nicht.

[67] Ein gewisser Reb Eliohu aus Saklikow hörte einmal in seiner Jugend sagen: wenn einer will, daß sein Gebet zum Herrn hinaufsteige, so muß er zusammen mit dem heiligen Israel Baal-Schem Wort für Wort beten. Reb Eliohu tat so: er stellte sich einmal neben Baal-Schem, als dieser betete, und sprach Wort für Wort mit. Doch bei der Stelle im 32. Psalm: »Rosse helfen nicht, und ihre große Stärke errettet nicht« verweilte der heilige Rabbi sehr lange und wiederholte diese Worte mehrere Male mit großer Inbrunst und sehr andächtig. Reb Eliohu schlug in den Büchern nach, ob dieser Stelle eine besondere Bedeutung zukomme und ob man bei ihr mit besonderer Andacht verweilen müsse, doch in den Büchern stand nichts dergleichen. Und da Baal-Schem noch immer bei dieser Stelle blieb, gab Reb Eliohu das gemeinsame Beten auf und betete für sich weiter.

Später einmal kam er zum heiligen Baal-Schem, und dieser fragte ihn: »Warum hast du damals aufgehört, mit mir zu beten?« Reb Eliohu sagte ihm, daß er es getan habe, weil der heilige Rabbi jenen Vers so oft wiederholte. Darauf erklärte ihm Baal-Schem: »Die Sache war so: ein Mann wurde auf einer Reise vom Sabbatanbruch überrascht und mußte daher im Freien übernachten. Ein Räuber erfuhr, daß der Jude im Felde geblieben war, und nahm ein Pferd, um ihn zu überfallen. Doch als ich den Vers ›Rosse helfen nicht‹ mit solcher Inbrunst sprach, verirrte sich der Räuber[68] im Felde und irrte so lange herum, bis der Sabbat zu Ende war und der Jude seine Reise fortsetzen konnte.«

Quelle:
Eliasberg, Alexander: Sagen polnischer Juden. München: Georg Müller, 1916, S. 67-69.
Lizenz:
Kategorien: