Eu Frarêt.
Das Mönchlein.
(Pollensa.)

[13] Es war, oder auch nicht, eine gute Reise mache der Stieglitz, für dich einen Anmut und für mich eine Barcella (Zwei Getreide-Maasse).

Es war ein Mönchlein, das auf einem Weg ging und ein Sauböhnelein[13] fand. Weiterhin fand er ein Häuschen, dem er sich näherte und er sagte:

– Ave Maria Purisima. Wollt ihr mir dieses Sauböhnelein aufbewahren?

– Ja, leget es auf den Knetetrog.

Das Mönchlein legt das Böhnelein auf den Knetetrog und geht weg.

In jenem Hause hatten sie ein Hähnchen, das Hähnchen sprang herum, hüpfte auf den Knetetrog und frass das Sauböhnelein.

Am folgenden Tag kehrte das Mönchlein zurück.

– Ave Maria Purisima. Wollt ihr mir wiedergeben das Sauböhnelein?

– Oh Mönchlein! Das Hähnchen hat es gefressen.

– Also, sagte das Mönchlein, entweder[14] will ich das Sauböhnelein oder das Hähnchen.

– Nehmet das Hähnchen, welches das Sauböhnelein gefressen hat.

Das Mönchlein trug das Hähnchen fort und ging weiter und immer weiter; da hörte es zur Messe läuten. Es ging in ein Häuschen und fragte:

– Ave Maria Purisima! Wollet ihr mir dies Hähnchen aufbewahren, damit ich in die Messe gehen kann?

– Ja, lasset es im Hofe.

In ihrem Hause war ein Schweinchen, das herumschnupperte, das Hähnchen fand und auffrass.

Am folgenden Tag kam das Mönchlein wieder.

– Ave Maria Purisima! Gebet mir das Hähnchen wieder.[15]

– O Mönchlein! Wir haben ein Schweinchen und das hat das Hähnchen gefressen.

– Also entweder das Schweinchen oder das Hähnchen.

– Nehmet das Schweinchen, welches das Hähnchen gefressen hat.

Das Mönchlein trug das Schweinchen fort und ging weiter und immer weiter, da hörte es zu einer anderen Messe läuten. Es blieb bei einem Häuschen stehen und sagte:

– Ave Maria Purisima. Wollt ihr mir dieses Schweinchen aufbewahren, damit ich in diese Messe gehen kann?

– Ja, sperret es in die Strohkammer.

In jenem Hause hatten sie ein Maulthierchen und das Maulthier schlug aus und tödtete das Schweinchen.[16]

Am folgenden Tag kehrte das Mönchlein zurück.

Ave Maria Purisima. Wollt ihr mir das Schweinchen geben?

– Oh Mönchlein. Wir haben ein Maulthierchen, das hat ausgeschlagen und es getödtet.

– Also entweder das Schweinchen oder das Maulthierchen?

– Nehmet das Maulthierchen, welches das Schweinchen getödtet hat.

Das Mönchlein führte das Maulthierchen fort und ging mit ihm weiter und immer weiter. Da hörte es zu einer anderen Messe läuten. Es blieb bei einem Häuschen stehen und sagte:

– Ave Maria Purisima! Wollet ihr mir dieses Maulthierchen aufbewahren, dass ich in die Messe gehen kann.[17]

– Ja, lasset es in die Strohkammer.

In diesem Hause war ein Mädchen, das Catalineta hiess.

– Mutter, wollt ihr, dass ich das Maulthierchen zur Tränke führe?

– Nein, es könnte dir entfliehen und wir müssten es bezahlen.

– Nein Mütterchen, es wird mir nicht entfliehen.

– Also gehe hin.

Catalineta ging, es zu tränken und das Maulthierchen entfloh.

Am darauffolgenden Tage kehrte das Mönchlein zurück und sagte:

– Ave Maria Purisima! Wollet ihr mir das Maulthierchen wieder geben?

– Oh Mönchlein! Die Catalineta hat es zur Tränke geführt und es ist ihr entflohen.[18]

– Also das Maulthierchen oder die Catalineta.

– Nehmet die Catalineta, welche das Maulthierchen verloren hat.

Das Mönchlein steckte die Catalineta in den Hadernsack und geht weiter und immer weiter, da hörte es zu einer anderen Messe läuten.

Es blieb bei einem Häuschen stehen und sagte:

– Ave Maria Purisima! Wollet ihr mir diesen Hadernsack aufbewahren, damit ich in die Messe gehen kann?

– Ja, hängt ihn an jenen Wandkloben.

Das Mönchlein liess den Hadernsack und als es fortgegangen war, hörte die Hausfrau, dass die Catalineta im Hadernsack weinte, sie öffnete ihn und sah, dass[19] es ein sehr schönes Mädchen war. Sie hatte keines und sagte zu ihr:

– Schau; verrathe nichts, du kannst bei uns bleiben, wir wollen einen gebundenen, wüthenden Hund, anstatt deiner, in den Hadernsack stecken.

Also machte es die Frau und am folgenden Tag kam das Mönchlein wieder.

– Ave Maria Purisima! Wollet ihr mir den Hadernsack geben?

– Ja nehmet ihn.

Das Mönchlein nahm den Hadernsack und als es weit vom Hause entfernt war, fing es an, mit sich zu sprechen.

– Aus einem Sauböhnelein ein Hähnchen, aus einem Hähnchen ein Schweinchen, aus einem Schweinchen[20] ein Maulthierchen, aus einem Maulthierchen eine Catalineta.

– Catalineta komm heraus und gebe mir ein Küsschen.

Er öffnete den Hadernsack und es sprang ein Hund heraus, der ihm die Nase abfrass.

– Catalineta klagte er, welchen Aerger verursachst du mir! Jetzt habe ich kein Näschen mehr.

Das ist das Märchen des Mönchleins, es ist gesagt, esse es gebacken und wenn es dir nicht gefällt, werfe es auf das Dach.

Quelle:
Erzherzog Ludwig Salvator: Märchen aus Mallorca. Würzburg, Leipzig: Verlag der Kaiserlichen und Königlichen Hofbuchhandlung von Leo Woerl, 1896, S. 13-21.
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