[317] 216. Flerus.

[317] Kunst- en Letter-Blad. 1840. S. 51.


In einem Hofe der Gemeinde Lessinge bei Ostende ging alles gar sehr nach Wunsch und Willen, so daß derselbe bald einer der reichsten in der ganzen Umgebung war. Man schrieb dieß einem Nix, Namens Flerus, zu, der sich dort aufhielt und, je nachdem es sich gab, bald menschliche, bald thierische Gestalt annahm. Wenn ein Pferd krank war, rief man Flerus, der zur Stunde als ein kräftiges und muthiges Roß erschien, sich willig einspannen ließ und dreimal so viel that, als jedes andere Pferd. Nie weigerte er sich eines Dienstes; selbst wenn die Mägde voraussahen, daß ihnen nicht Zeit genug bleiben würde, den Hof zu scheuern, wie es sich gebührte, kam Flerus auf ihren Ruf, holte Wasser herbei und brachte es ihnen zu. Der einzige Lohn, den er dafür begehrte, war ein wenig süße Milch mit Zucker.

Einst aber beschlossen ein paar junge und leichtsinnige Dienstmädchen, die durch Flerus Gutmüthigkeit in etwa übermüthig geworden waren, ihm einen Streich zu spielen. Sie riefen ihm, er kam alsbald. Als er jedoch die aufgetragene Arbeit verrichtet, setzten sie ihm statt seines gewohnten Mahles süße Milch mit Knoblauch vor. Kaum aber hatte der Geist davon gekostet, als er verschwand und dabei rief:


Melk en look!

Flerus verhuist,

En't geluk ook.


Seitdem hörte und sah man nichts mehr von ihm auf dem Hofe, und alles ging den Krebsgang. Doch behielt der Hof von ihm den Namen Flerushof.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 317-318.
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