291. Der Schlüssel.

[373] Delrio, Disquis. mag. p. 708.


Im Jahr 1597 ist es geschehen, daß bei Mecheln ein Bürger mit der Flinte über Feld ging und sah eine[373] Menge Vögel, Raben, Krähen, Sperber und andere ähnliche auf einem Baume sitzen und schreien. Da hat der Bürger die Büchse ans Backen gelegt und drauf geschossen, und gut gesehen, daß er einen von den Vögeln auch getroffen. Als er aber zum Baum kommen ist, hat er nur einen Schlüssel da liegen gefunden, und den mit sich genommen nach Hause und einem von seinen Freunden gezeigt, und den gefragt, ob er den Schlüssel nicht kännte. »Doch«, hat der gesagt, »den kenn' ich, der ist von unseres Nachbars Haus.« Darauf sind die beiden zusammen zu Nachbars Thüre gegangen und haben den Schlüssel hineingesteckt und geöffnet, und als sie ins Zimmer getreten sind, haben sie die Frau im Bette gefunden und die hat die Seite durchschossen gehabt von einer Flintenkugel.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 373-374.
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