[416] 341. Muttergottesbild blutet.

De Chronyck van Holland van den Klerk etc. S. 206.

Delrio, Disquis. mag. p. 613.

Oude Divisie-Cronycke van Holland etc. Delft 1585. Fol. 128.


In Hennegau lebte ein Jüngling und der war ein Jude und begehrte herzlich, Christ zu werden, worauf Graf Wilhelm von Hennegau ihn aus der Taufe hob und bei sich am Hofe behielt. Zu einer Zeit kam dieser Jüngling in das Kloster Cameronk, wo er an der Wand ein schönes Bild unserer lieben Frauen, köstlich und künstlich conterfeyet hängen sah. Dieses stach der vermaledeite, heuchlerische Christ mit seinem Schwerte in die rothen, blühenden Wangen und floh dann schnell von dannen, denn zur Stunde rieselte aus der frischen Wunde rosenfarbenes Blut, von dem sehr viele Kranke geheilt wurden.

Nachdem dieß aber von dem falschen Christen geschehen war, offenbarte sich die reine Magd Maria in der Nacht einem alten Schmiede und ermahnte denselben, hinzugehen und einen Kampf gegen diesen Sünder anzunehmen, damit also die Schande gerächt werde, welche ihrem Bilde widerfahren sei. Und der Schmied that also und überwand in ehrlichem Kampfe den treubrüchigen Juden, obwohl dieser ein starker Jüngling und[416] er ein alterschwacher Mann war; und als der Jude überwunden war, hat man ihn an den Galgen gehangen zwischen zwei Hunde, welche ihn bissen.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 416-417.
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