376. Manneken-Pis in Brüssel.

[451] Mündlich.


Als die Kreuzritter aus Palästina zurückkehrten, zog ihnen die Geistlichkeit in großen Prozessionen entgegen, um sie aufs feierlichste zu empfangen. Vorne an in dem Zuge ging aber ein junges Prinzchen, welches Gottfriedchen hieß, und sein Hofmeister ging neben ihm. Da geschah es, daß das Kind einmal pissen wollte, und darum führte es der Hofmeister in eine Ecke, damit es dort sein Geschäftchen machen könne. Als es jedoch einmal begonnen, konnte es nicht wieder aufhören zu pissen und pißte fort, bis die ganze Prozession vorüber war, was im Ganzen eine gute Stunde dauerte.

Dieß war augenscheinlich eine Strafe Gottes für die arge Sünde, in Gegenwart einer also heiligen Versammlung gepißt zu haben, und zur Buße errichteten die Eltern des Prinzchens auf derselben Stelle, wo das Wunder sich zugetragen, das jetzt noch bestehende Standbild.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 451.
Lizenz:
Kategorien: