135. Gespenst als Ehemann.

W. Baudartii Memorien. Boek 8, Fol. 54.

S. de Vries, de Satan I, S. 478.


In Nord-Holland auf dem Bobeldyck, gegenüber der Kirche von Berckhout, hat sich Folgendes ereignet.

Am 25. des Sommermonats im Jahre 1616 erschien[240] einer daselbst wohl bekannten Frau ein Gespenst in Gestalt ihres Mannes Cornelius Theuniß. Sie fragte: »Wer ist da?« Es antwortete: »Ich bin es, dein Mann.« – »Der ist zur See und kann also nicht hier sein,« sprach sie. »Ich kam ein wenig zu spät,« entgegnete es, »und das Schiff war bereits vom Lande abgestoßen.« – »Wie bist du denn ins Haus gekommen?« frug die Frau. »Ganz wohl,« sprach es und legte sich mit den Armen auf die Bettlade. Es trug auf dem Haupt einen großen Filzhut, dessen breiten Rand sie mehre Male aufbog, um zu sehen, ob es auch wirklich ihr Ehemann wär', aber sie konnte weder an der Gestalt, noch an der Stimme Jemand anders denn ihn erkennen, befahl ihm also, zu sorgen, daß er sich zu Bett lege, welches er auch that. Weil sie jedoch immer noch zweifelte, gab sie genau Acht, als er seine Strümpfe auszog, um zu sehen, ob er auch so dicke Füße hätte als ihr Mann, befand aber auch darin keinen Unterschied. Als er sich nun neben ihr niederlegte, fühlte sie, daß er, obschon es in der Mitte Sommers war, so kalt war wie Eis. Da erschrak sie aufs höchste und rief Gott aus der Fülle ihres Herzens um Hülfe und Beistand an. Das hatte sie nicht sobald begonnen, als das Gespenst verschwand; hat sich auch nicht weiter sehen lassen.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Deutsche Märchen und Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1845, S. 187-188,240-241.
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