1. Gott und der Teufel.

[178] Einst war nichts; oben nur der himmel und unten gewässer. da schiffte Gott auf den wassern umher und[178] fand ein großes, großes stück festen schaums, darin der teufel stack. ›wer bist du?‹ fragte ihn Gott. ›ich habe nicht noth‹, antwortete der böse, ›dir rede zu stehen, außer du nähmest mich in dein fahrzeug auf.‹ Gott versprach es und erhielt die antwort: ›ich bin der teufel.‹ beide fuhren nun herum ohne ein wort zu wechseln, bis der böse begann: ›wie gut wäre es und zweckmäßig, wenn es ein festland gäbe.‹ ›das soll werden‹, antwortete Gott. ›tauche du hinab auf den meeresgrund und bringe eine hand voll sand herauf, daraus werde ich ein festland schaffen. wenn du aber hinabgelangt nach dem sande greifst, spreche die worte: ich nehme dich im namen Gottes.‹ der teufel lies sich das nicht zwei mal sagen, sondern war gleich unter den wassern. auf dem grunde griff er mit beiden händen gierig in den sand hinein, mit den worten: ich nehme dich in meinem namen. auf die oberfläche angelangt, guckte er voll neugierde in die festgeballten fäuste und staunte nicht wenig, als er sie leer fand. Gott aber bemerkte, was in ihm vorging, tröstete ihn und hies ihn nochmals bis auf den grund hinabtauchen. er that es und als er tief unten nach dem sande langte, sprach er: ich nehme dich in seinem namen! an die oberwelt brachte er aber nicht mehr sand, als was unter seinen nägeln plaz gefunden hatte. Gott nahm dieses bischen sandes, streute es auf die wasserfläche und es ward festland, nicht größer jedoch als ein ruhebett. als es nacht wurde, legten sich Gott und der teufel auf das festland nieder um auszuruhen. unser Herr Gott war kaum eingeschlummert und der teufel sties ihn gegen Osten, daß er ins wasser falle und untergehe. nach welcher gegend er, ihn gestoßen, in dieser richtung war es aber weit, weit festland geworden. der teufel versuchte es mit einem stoße nach westen und auch nach dieser himmelsgegend dehnte sich das festland gar weit aus. dasselbe veranlaßte die entstehung des festlandes auch nach den übrigen himmelsgegenden.

Als Gott das festland erschaffen hatte, stieg er in den himmel. der teufel wollte aber von seiner gesellschaft[179] nicht lassen und folgte ihm auf dem fuße. hier hörte er, wie die engel Gott loblieder sangen, und wurde traurig darüber, daß er niemand habe, der sich seiner ankunft freuen würde. er trat zu Gott und flüsterte ihm ins ohr: ›was soll ich machen, um auch ein solches gefolge zu haben?‹ Gott antwortete ihm: ›wasche dir hände und gesicht und sprenge mit diesem wasser rücklings.‹ er that es und es entstanden teufel in so großer anzahl, daß die engel und heilige im himmel kaum mehr raum hatten. Gott merkte jetzt wol, welche gefahr die seinigen bedrohe. er berief zu sich den heiligen Elias und befahl ihm zu donnern und zu blitzen. Elias freute sich der gelegenheit und lärmte und donnerte und blitzte und lies durch 40 tage und nächte regnen und mit dem gar großen regen fielen auch die teufel vom himmel zur erde nieder. endlich waren aber die bösen geister alle und es fingen auch die engel an herabzufallen. da befahl Gott dem Elias einzuhalten, und wo ein teufel, im falle begriffen, in diesem augenblicke sich gerade befand, dort blieb er stehen. darum fahren noch zur nachtzeit lichtfunken auf dem himmel herum, die erst jetzt zur erde niederfallen.

Quelle:
Waldburg, R. O.: Beiträge aus der Bukowina. In: Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde 1 (1853) 178-185, Göttingen: Verlag der Dieterichschen Buchhandlung, S. 178-180.
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