1063. Die drei Geister.

[35] Wir gingen damals – etwa vor 30 bis 40 Jahren – zum Pfarrhelfer von Erstfeld in die Schule und wussten, dass in den Dachraum seines Hauses drei arme Seelen gebannt waren. Darum baten wir ihn eines Tages, er möchte sie uns zeigen, und er willfahrte unserer Bitte und führte uns hinauf, sagte aber, wer furchtsam sei, solle nicht kommen. Ich gehörte zu den tapferen, die standhielten. Droben nahm der Pfarrhelfer ein Buch zur Hand und fing an, darin zu lesen. Bald tat sich ein Wandschrank von selbst auf und zwar von innen, dann ein zweiter daneben und noch ein dritter. In jedem stand ein grosser, schwerer Mann. Nach einiger Zeit, während der Pfarrhelfer weiter las, schlossen sich die drei Schränke wieder. – (Es kommt oft vor, dass die Leute Gelesenes oder Gehörtes als eigenes Erlebnis auftischen.)


Josef Dittli, Erstfeld.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 35-36.
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