1214. Die Teufelsbrücke.

[115] Ein Hirte, der öfters sein Mädchen besuchte, musste sich immer durch die Reuss mühsam durcharbeiten, um hinüber zu gelangen, oder einen grossen Umweg nehmen. Es trug sich zu, dass er einmal auf einer ausserordentlichen Höhe stand und ärgerlich sprach: »Ich wollte, der Teufel wäre da und baute mir eine[115] Brücke hinüber!« Augenblicklich stand der Teufel bei ihm und sagte: »Versprichst du mir das erste Lebendige, das darüber geht, so will ich dir eine Brücke dahin bauen, auf welcher du stets hinüber und herüber kannst.« Der Hirte willigte ein; in wenig Augenblicken war die Brücke fertig, aber jener trieb eine Gemse vor sich her und ging hinten nach. Der betrogene Teufel liess alsbald die Stücke des zerrissenen Tieres aus der Höhe herunter fallen.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 115-116.
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