1242. Der Teufel als Strassenpflästerer.

[136] Die Bürgler wollten einst den Weg ins Riedertal pflastern lassen und verdingten die Arbeit einem armen Manne. Als der Mann die mühevolle Arbeit begann, sprengte der leibhaftige Böse auf einem feurigen Ross daher und sagte: »Guter Mann, du wirst mit deiner Arbeit in alle Ewigkeit nicht fertig; übergib dich mir mit Leib und Seele, und ich mache die Arbeit.« Der arme Mann liess sich überreden, machte aber eine Bedingung. Der Teufel musste ihm sein Ross abtreten; auf ihm wollte er ins Riedertal fahren, und wenn die Arbeit fertig sei, bevor er die Kapelle erreiche, gehöre er ihm mit Leib und Seele. Der Teufel erklärte sich einverstanden. Der Mann schwang sich nun aufs Ross, gab demselben die Sporen, und im Galopp sprengte er ins Tal hinein. Der Teufel aber, nicht faul, besetzte den Weg so schnell mit Pflastersteinen, dass es dem armen Mann unmöglich war, auch nur einen kleinen Vorsprung zu gewinnen. In der Nähe der Kapelle überfiel den Mann eine unsägliche Angst; es hiess jetzt nicht »Zeit ist Geld«, eine viel wichtigere Sache stand auf dem Spiele. Mit einem Salto mortale erreichte er die Vorhalle der Kapelle. Der Teufel war mit einer Lage Pflastersteine zu spät und hatte so den Handel verspielt. Am Hufeisen des Hinterbeines woll te er das Ross noch zurückhalten, aber die Mutter Gottes hatte seine Macht gebrochen. Statt der Seele des armen Mannes hatte er ein Hufeisen in seinen Klauen.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 136.
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