1266. Der Teufel und der Hexenmeister,

[155] so haben wir als Kinder in Isental erzählt, machten eine Reise miteinander. Da wollten sie probieren, welcher von ihnen die grössere Hitze aushalten könne. Sie heizten einen Kachelofen, bis er glühend war, und setzten sich nebeneinander oben auf die Platte. Nach einer Weile begann der Hexenmeister mit dem Hintern hin- und herzurutschen. Der Teufel lächelte höhnisch und fragte, obs ihm etwa heiss genug sei. »Nein, ich suche nur ein wärmeres Plätzchen«, entgegnete der Hexenmeister. Da gab es der Teufel verspielt und sprang herab.

Ein anderes Mal wollten sie probieren, welcher von beiden mehr Reis zu essen vermöge. Sie liessen sich davon eine riesige Menge aufstellen und begannen zu essen. Der Hexenmeister aber hatte sich heimlich einen Sack vornen angeschnallt, und darin tat er den Reisbrei. Der Teufel konnte nicht begreifen, wie sein Kamerad so viel Brei zu sich nehmen könne. Da schnitt endlich der Hexenmeister seinen Sack auf, um den Bauch, wie er sagte, zu leeren und dann von neuem Reis hineinzutun. Das wollte ihm der Teufel nachmachen; er schnitt aber wirklich seinen Bauch auf und musste an dieser Operation verrecken.


Fr. Gisler-Zwyssig, 68 Jahre alt.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 155.
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