2.

[88] Als sie in ein andres Dorf kamen, hungerte sie, und der Herr sprach: »Petre, geh' und kauf' Milch!« – »Keine Milch, Herr, lieber Käslein,« bat Petrus, der die Käslein gern aß. – »Es gescheh' nach Deinem Willen. Hier hast Du Geld, kauf' drei Käslein!«

Petrus ging in ein Haus, und kaufte drei Käslein. Eins verzehrte er sogleich, kehrte dann nach einer Weile zurück und brachte [88] nur zwei. »Wo ist das dritte Käslein?« fragte der Herr. Petrus that, als ob er es nicht hörte, und sie gingen wetter.

Sie kamen in einen Wald, wo sie ausruhten. Da sprach der Herr zu Petrus: »Petre, ich habe kein Geld mehr, und wir werden dessen bedürfen. Hier unter dem Baume, auf dem wir sitzen, liegt ein Schatz. Nimm eine Stange, schaff' den Baumstock heraus, und heb' den Schatz.«

Petrus war sogleich an der Arbeit, und als er den Baumstock herausgeschafft, fand er in der That einen Schatz von lauter Goldmünzen. Er nahm die Goldmünzen und legte sie auf einen Haufen vor den Herrn. Der Herr zählte die Goldmünzen, und machte drei gleich große Häuflein; eins gab er Petrus, eins behielt er für sich, und eins ließ er liegen.

»Wem gehört denn das dritte Häuflein, Herr?« fragte Petrus. – »Das gehört Dem, der das dritte Käslein gegessen.« Schnell war Petrus mit dem Geständniß heraus: »Herr, das dritte Käslein hab ich gegessen.« Aber der Herr sah ihn mit ernstem Blicke an und sprach: »Petre, Du bekennst Dich nicht zu dem Käslein, sondern zu dem Gelde. Im Gelde steckt der Satan. Geh', nimm all das Geld und vertheil' es unter die Armen!«

Petrus erröthete über und über; er nahm das Geld, und that, wie ihm der Herr befohlen.

Quelle:
Wenzig, Joseph: Westslawischer Märchenschatz. Leipzig: Lorck 1857, S. 88-89.
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