3. Sippe: Heherkukuke (Coccystes)

[227] Anfangs dieses Jahrhunderts wurde der Kaufmann Müller zu Lübben im Spreethale benachrichtigt, daß in der Nähe seines Wohnortes in einem sumpfigen Buschholze zwei ganz absonderliche Vögel umherflögen. Der Mann begab sich mit seinem Gewehre nach der betreffenden Stelle und erkannte, daß die ihm gewordene Mittheilung richtig war. Er fand zwei außerordentlich flüchtige, kukuksartige Vögel, welche beständig von einem Baume zum anderen flogen und dabei stark schrieen. Das Geschrei hatte mit dem unseres Kukuks keine Aehnlichkeit, sondern glich eher dem lachenden Rufe des Spechtes. Mit Mühe gelang es dem Jäger, einen zu erlegen. Der andere wurde nach dem Schusse, welcher seinen Gefährten zu Boden gestreckt hatte, noch viel scheuer und konnte, allen Bemühungen zum Trotze, nicht erbeutet werden. Der erlegte kam später in die Sammlung meines Vaters und wurde von diesem unter dem Namen Langschwanzkukuk beschrieben. Später stellte sich freilich heraus, daß dieser Fremdling den Vogelkundigen schon durch Linné bekannt gemacht und mit dem Namen Cuculus glandarius belegt worden war; jedenfalls aber war mein Vater der erste, welcher über das Vorkommen dieses Vogels in Deutschland Kunde gab, und es ist wenigstens ein merkwürdiges Zusammentreffen, daß mir, dem Sohne, beschieden war, die Forscher zuerst über das Brutgeschäft desselben Vogels aufzuklären.

Die Heherkukuke (Coccystes) kennzeichnen sich durch gestreckten Leib, fast kopflangen, an der Wurzel dicken und merklich breiten, an den Seiten stark zusammengedrückten, gebogenen Schnabel, starke und verhältnismäßig lange Füße, welche vorn bis unter das Fersengelenk herab befiedert, hinten aber ganz von Federn entblößt sind, mittellange Flügel, in denen die dritte Schwinge die längste ist, mehr als körperlangen, keilförmigen, schmalfederigen Schwanz, dessen äußerste Federn etwa halb so lang als die mittelsten sind, und glatt anliegendes, auf dem Kopfe aber haubiges Gefieder, welches beiden Geschlechtern gemeinsam, nach dem Alter jedoch etwas veschieden ist. Gloger, welcher die Sippe aufstellte, rechnet zu ihr noch viele andere Kukuksvögel, in denen man gegenwärtig nicht mehr die nächsten Verwandten des Heherkukuks erkennt. Demungeachtet gehört die Abtheilung immer noch zu den zahlreicheren der Familie und ist namentlich in Afrika mehrfach vertreten.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Vierter Band, Zweite Abtheilung: Vögel, Erster Band: Papageien, Leichtschnäbler, Schwirrvögel, Spechte und Raubvögel. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1882., S. 227.
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