Raps-Glanzkäfer (Meligethes aeneus)

Raps-Glanzkäfer (Meligethes aeneus) nebst Larve, vergrößert und in natürl. Größe. Großer Blasenkäfer (Malachius aeneus), vergrößert.
Raps-Glanzkäfer (Meligethes aeneus) nebst Larve, vergrößert und in natürl. Größe. Großer Blasenkäfer (Malachius aeneus), vergrößert.

[66] Der Raps-Glanzkäfer (Meligethes aeneus) fällt häufig durch seine beträchtliche Menge auf blühendem Raps, Rübsen und anderen Kreuzblümlern sowie später auf den Blüten der verschiedensten Sträucher in die Augen; der einzelne wird freilich leicht übersehen, denn er mißt nur 2,25 Millimeter, sieht erzgrün aus und stellt ein kleines Viereck mit stumpfen Ecken dar, unten mit schmaler, nach hinten zugespitzter Vorderbrust. Die Schienen der Vorderbeine sind schmal, am Außenrande gleichmäßig sägeartig gezähnelt, die übrigen etwas breiter, von ihrer schräg abgeschnittenen Spitze bis über die Mitte des Außenrandes hinauf mit kurzen, feinen Börstchen dicht bewimpert.

Nach überstandenem Winterschlafe verläßt er das jetzt unwirtliche Versteck, sucht die genannten Pflanzen auf und ernährt sich von deren Knospen und Blüten, schwärmt im warmen Sonnenscheine lebhaft umher, und die Paarung erfolgt. Drei bis vier Tage nachher, besonders bei vollkommener Windstille, schiebt das Weibchen seine ausdehnbare Hinterleibsspitze in die Knospe und läßt ein länglichrundes, weißes Ei in deren Grunde zurück. In acht bis vierzehn Tagen, je nach der wärmeren oder rauheren Witterung, entwickelt sich die Larve daraus und ernährt sich von den Blütentheilen im Inneren der Knospe, wenn sie diese noch vorfindet, oder von den bereits entwickelten und benagt, wenigstens in vorgerückterem Alter, die jungen Schoten, an welchen sie bedeutenderen Schaden anrichtet als der Käfer. In Zwischenräumen von acht bis zehn Tagen [66] besteht sie nach und nach drei Häutungen, deren letzte ihren Puppenzustand herbeiführt, und lebt mithin durchschnittlich einen Monat. Erwachsen ist sie höchstens 4,5 Millimeter lang, ziemlich walzig von Gestalt, gelblichweiß von Farbe und einer Erdflohlarve sehr ähnlich. Sie besteht außer dem braunen oder schwärzlichen Kopfe aus zwölf Gliedern, mit sechs kurzen Beinen vorn und warzenartigem Nachschieber hinten. Auf dem Rücken jedes Gliedes, das vollkommen bedeckte erste ausgenommen, bemerkt man je drei Hornfleckchen, von denen die mittelsten als kleinste den vorderen Gliedern fehlen, die äußeren länglich eiförmig und unter sich gleich groß sind. Der schmale Kopf hat jederseits drei einfache Augen, viergliederige Fühler und eine hornige Oberlippe. Die kräftigen Kinnbacken kehlen sich an der Kaufläche aus und endigen in einen spitzen Zahn. Es gehört kein geübter Forscherblick, sondern nur Aufmerksamkeit dazu, diese Larven in größerer Gesellschaft zwischen den oberen Blüten der Oelsaaten zu entdecken, und man wird dann begreifen, daß die langen, weit herabreichenden kahlen Spitzen in den nachherigen Fruchtständen theilweise auf ihre Rechnung kommen.

Zur Verpuppung läßt sich die Larve herunterfallen, geht flach unter die Erde und fertigt ein loses Gespinst, in welchem man bald nachher das weiße, bewegliche Püppchen finden kann, welches hinten in zwei Fleischspitzchen ausläuft. Nach zwölf bis sechzehn Tagen, mithin anfangs Juli, kommt der Käfer zum Vorscheine. Ich trug am 3. Juni erwachsene Larven ein und erzielte schon am 27. Juni deren Käfer. Diese treiben sich auf Blüten umher, wie die überwinterten, pflanzen sich aber im laufenden Jahre nicht fort, sondern erst im nächsten.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 66-67.
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