Kräuterdieb (Ptinus fur)

[114] Der Dieb oder Kräuterdieb (Ptinus fur, S. 69) gesellt sich zu den unangenehmen Hausgenossen, deren schon einige, wie der Pelzkäfer, der Speckkäfer und deren Gelichter zur Sprache kamen, bei denen er sich auch abgebildet findet, lebt ebenso wie sie verborgen in Winkeln, und kriecht meist nur bei Nacht lebhaft nach Beute an den Wänden in die Höhe. Seine graulich weiße, nur 4,5 Millimeter messende Larve hat einen augenlosen, braunen Kopf mit sehr kurzen Fühlern, kräftige Freßzangen, sechs Beine und einen behaarten Körper, den sie einkrümmt, als Anzeichen, daß freies Umherkriechen zu ihren Liebhabereien nicht gehört. Herbarien und Insektensammlungen sind ihre liebsten Aufenthaltsorte, und besonders in ersteren richtet sie in kurzer Zeit den größten Schaden an; denn sie nistet in den großen Blütenköpfen der Kompositen, durchlöchert beim Suchen nach einem ihr zusagenden Weideplatze dicke Papierlagen in den Pflanzenmappen, und gleichzeitig alle Stengel, Blätter, Blüten, welche ihre Straße versperren. In Niederlagen, Vorrathskammern, kurz, überall da, wo genießbare Gegenstände irgend welcher Art längere Zeit ungestört liegen, findet unsere Larve auskömmliche Nahrung. Im August umspinnt sie ihr letztes Lager mit den Abnagseln ihrer Umgebung, wird zur Puppe und schon in vierzehn Tagen zu einem kaum 3,5 Millimeter langen, unscheinbaren Käfer, dessen Aussehen sich je nach den Geschlechtern ändert. Das Weibchen hat eiförmige, vorn und hinten durch Behaarung weißfleckige Flügeldecken, das Männchen fast walzige und ungefleckte, tiefe Punktstreifen auf diesen; ein fast kugeliges, hinten jedoch eingeschnürtes Halsschild mit vier, von Haarbüscheln gebildeten Höckern auf seiner Scheibe, keulenförmige, fast gestielte Schenkel und rostbraune Körperfarbe haben beide Geschlechter mit einander gemein und unterscheiden sie von anderen Arten. Die Gattung Ptinus (Bohrkäfer) wird erkannt an dem eingezogenen Kopfe, den genäherten, fadenförmigen, vom vierten Gliede an cylindrisch gegliederten Fühlern, den runden, vortretenden Augen, dem lang spindelförmigen Endgliede der Taster, am hinten verengten Halsschilde, dessen Rücken mit den Weichen verschmilzt, an den walzigen, wenig heraustretenden vorderen und den nach innen nicht merklich erweiterten hintersten Hüften.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 114.
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