Federbuschkäfer (Cerocoma Schaefferi)

[126] Ein hübscher, nur 11 Millimeter messender Kerf ist der Federbuschkäfer (Cerocoma Schaefferi), welcher sich im Hochsommer auf Blumen, besonders auf Schafgarbe und der Wucherblume (Chrysanthemum Leucanthemum), in Deutschland und weiter nach Osten bis zum südlichen Sibirien findet. Er erinnert in seiner Körpertracht an die bereits erwähnte Weichkäfergattung Telephorus, hat aber smaragdgrüne, hellgelb behaarte Flügeldecken und natürlich die Merkmale der in Rede stehenden Familie, jedoch sehr abweichend gebildete Fühler. Dieselben bestehen aus nur neun Gliedern, endigen breit spatelförmig und zacken sich vorher unregelmäßig beim Männchen (Fig. 1 des folgenden Bildes); sie sind wie die Beine roth und gleich hinter der Mundöffnung eingelenkt. Die Kinnbacken treten lang und schmal wie ein Schnabel hervor und die äußere Lade des Unterkiefers verlängert sich auffällig. In dem blasig aufgetriebenen Endgliede der Kiefertaster und dem erweiterten und behaarten Vorderfuße hat das Männchen noch zwei andere Auszeichnungen vor dem Weibchen (2) voraus. Der als Insektenkenner wohlverdiente Dr. Jakob Christian Schäffer, welcher als evangelischer Prediger in Regensburg seine »Abhandlungen von Insekten« 1764 herausgab, widmet auch diesem Käferchen eine besondere Abhandlung unter der Ueberschrift: »Der weichschalige Cronen- und Keulenkäfer« und eine Tafel mit 22 bunten Figuren, welche den ganzen Käfer in verschiedenen Stellungen und dessen einzelne Glieder mit der dem Verfasser eigenen Sorgfalt und Genauigkeit wiedergeben. Derselbe berichtet über die Benennung, daß er, im Jahre 1761 diese Abhandlung ankündigend, wohl hätte voraussetzen dürfen, einen noch ziemlich unbekannten, mindestens noch unbeschriebenen Käfer zu besprechen. Es sei ihm nun zwar der Verfasser der »Pariser Insektengeschichte« zuvorgekommen und habe das Thierchen mit dem Gattungsnamen Cerocoma belegt. Trotzdem wollte er mit seiner Abhandlung nicht zurückhalten, da jene Geschichte nur eine kurze Beschreibung und nur ein einziges unausgemaltes Bild enthalte. Sodann fährt Schäffer fort: »Der berühmte schwedische Naturkundige, Ritter Linnäus, hat in seiner neuesten Ausgabe des Naturgebäudes (1758) die bekannten Spanischen Fliegen aus dem Geschlechte der Johanniswürmchen genommen und sie dem Geschlechte der Maienwürmer einverleibt. Da nun diejenige Käferart, von der in diesen Blättern die Rede ist, gleich bei dem ersten Anblicke mit den Spanischen Fliegen die größte Aehnlichkeit hat, so hat es nicht anders sein können, als daß er sie ebenfalls zu letzterem Geschlechte hat rechnen müssen. Vermuthlich bin ich der erste gewesen, welcher dem Herrn Linnäus diesen Käfer bekannt gemacht, indem ich mich gar wohl erinnere, daß ich ihm schon vor vielen Jahren eine Mahlerey davon zugesendet habe, und dieser Umstand mag ihn zweifelsohne veranlaßt haben, daß er ihm, seiner bekannten Gewohnheit nach, den Unterscheidungsnamen von mir gegeben und ihn den Schäffer'schen Mayenwurm (Meloë Schaefferi) zu nennen, vor gut befunden hat«.

Weiterhin fährt der Verfasser fort: »Ich heiße ihn den Cronenkäfer, weil die Fühlhörner der Männgen einer Crone nicht unähnlich sehen, zugleich aber auch den Keulenkäfer, weil den Fühlhörnern der Weibgen das Cronenartige der Männgen fehlet und sie gänzlich keulenförmig aussehen«. Beiläufig sei bemerkt, daß später Illiger die Benennung »Wirrhornkäfer« vorgeschlagen hat. Nachdem Schäffer den Käfer nach allen äußeren Theilen in beiden Geschlechtern ausführlich beschrieben hat, verbreitet er sich mit gleicher Ausführlichkeit über die Erscheinungszeit und das Betragen desselben, welche Bemerkungen vollkommen mit meinen Erfahrungen [126] übereinstimmen. Auch ich habe den Käfer nur auf weißen Feldblumen und dann manchmal von dem Blütenstaube über und über gelb bestäubt angetroffen. Für gewöhnlich ist er nur einzeln vorhanden, in manchen Jahren dagegen sehr häufig. Wie alle Weichkäfer und wie die Spanische Fliege, ziehen auch diese Käfer, namentlich die Weibchen, die Beine ein, biegen Kopf und Halsschild nach unten und stellen sich todt, wenn sie beunruhigt werden. Bei großer Wärme werden sie sehr beweglich, und dann fliegen namentlich die Männchen so lebhaft umher, daß sie schwer mit den Händen gefangen werden können. Auf den Blüten erfolgt auch die Paarung, welche nur kurze Zeit dauert und keine Eigenthümlichkeit darbietet. Von der Entwickelungsgeschichte weiß weder Schäffer noch ein späterer Beobachter etwas mitzutheilen; auch ist mir von der Gegenwart des Cantharidins im Körper der Federbuschkäfer nichts bekannt geworden.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 126-127.
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