Morselli, Enrico Agostino

[1160] Morselli, Enrico Agostino, zu Modena 17. Juli 1852 geb., in seiner Vaterstadt ausgebildet und promoviert (1874), studierte unter Livi (am Geisteskrankenasyl in Reggio) Psychiatrie und bei Mantegazza (in Florenz) Anthropologie. Nach mehreren entsprechenden Assistentenstellen wurde er am Irrenasyl in Macerata-Marche dirig. Arzt und Besitzer (1877 bis 80); nachher am grossen Irrenasyl in Turin als Chefarzt, und als Prof. der Psychiatrie an der dortigen Medizinschule angestellt (1881 bis 89); endlich wurde er zum Prof. der Psychiatrie und Neuropathologie an der med. Fak. in Genua ernannt (1889), wo er die psychiatrische Klinik neu organisierte und ausserdem einer Privat-Anstalt für Nervenkranke vorsteht. M. lehrte in Turin und Genua auch Anthropologie und Kriminal-Soziologie. Als Vertreter der positivistischen und evolutionistischen Philosophie (Monismus) in seinem Vaterland gründete er die berühmte »Rivista di Filosofia scientifica« und redigierte dieselbe (1881 bis 92). Neben zahlreichen fachwissenschaftlichen Publikationen, anthropologischen, medizinischen, psychologischen und philosophischen Inhalts, veröffentlichte M. als besonders erwähnenswert: »La Trasfusione del sangue« (Inaug.-Dissert. Turin-Rom 1874) – »Critica del metodo in Antropologia« (Rom 1880) – »Manuale di Semejotica delle Malattie mentali, 2 vol.« (Mailand 1885 bis 94, 2 Aufl.) – »Il Magnetismo animale« (Turin 1886) – »Il Suicidio, Saggio di statistica morale comparata« (Mailand 1879; englische und deutsche Ausgabe) – »Der Selbstmord« (Internat. wissenschaftl. Bibliothek VI, Leipzig 1881) – »Antropologia generale-Lezioni sull' Uomo secondo la Teoria dell' Evoluzione« (Turin 1889 bis 99, ein grosses Werk und das vollständigste italienische Lehrbuch für allgemeine und vergleichende Anthropologie): »Paralisi progressiva e Psicosi«, Umarbeitung von Ballet's Monographien[1160] in Charcot, Bouchard et Brissaud's »Traité de Médecine« (ital.: Turin 1896). Mit Tamburini giebt M. die »Rivista sperimentale di Freniatria« (Reggio seit 1875) heraus; mit Lombroso giebt er »Archivio di Psichiatria ed Anthropologia criminale« (Turin seit 1880) heraus; und endlich mit Tanzi die »Rivista di Patologia nervosa e mentale« (Florenz seit 1897).

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1160-1161.
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