[1530] Schroeder, Karl, berühmter Gynäkolog und Geburtshelfer, zuletzt in Berlin, geb. 11. Sept. 1838 zu Neu-Strelitz, studierte seit 1858 in Rostock und Würzburg, war in Rostock anfangs Assistent von Thierfelder, ging nach seiner Promotion mit Gustav Veit 1864 als Assistent nach Bonn, habilitierte sich daselbst 1866,[1530] wurde 1868 Prof. e. o. in Erlangen, 1869 ord. Prof. daselbst und ging 1876 als Nachfolger von E. Martin nach Berlin, wo auf seine Veranlassung und im wesentlichen nach seinen Ideen eine allen Anforderungen der Neuzeit entsprechende, grosse geburtsh.-gynäkol. Klinik erbaut und 1882 bezogen wurde. S. entfaltete in Berlin eine ganz hervorragende Thätigkeit sowohl als akad. Lehrer, wie in einer ausserordentlich ausgedehnten gynäkol.-operat. Praxis, auf deren Gebiet seine glänzenden Erfolge und epochemachenden Leistungen liegen. Namentlich sind ihm die Verbesserung der Antiseptik bei allen Operationen, die Vereinfachung des Armamentarium und die Einschränkung der Assistenz, speziell bei den Ovariotomien und Laparotomien, in denen er Meister war, die Einführung und Vervollkommnung der vaginalen Uterusexstirpation u.s.w. zu verdanken. Auch wusste er zu zahlreichen anat. Forschungen über verschiedene gynäkol. Erkrankungen anzuregen. Nicht minder war er auf die Entwicklung und Förderung der Geburtshilfe bedacht, wovon ausser seinem, in zahlreichen Auflagen erschienenen »Lehrbuch der Geburtshülfe« auch noch der Umstand Zeugnis ablegt, dass das geburtshilfl. Material seiner Klinik eine gründliche wissenschaftl. Verwertung fand. Auf seine Anregung hin wurde ferner 1877 in der Berliner geburtshilfl. Gesellsch. eine sogenannte »Puerperalfieber-Kommission« gebildet, die in einer der königl. Regierung eingereichten Denkschrift verschiedene Massregeln zur Bekämpfung dieser Krankheit (Anmeldepflicht, Desinfektion und Überwachung des Hebammenpersonals etc.) empfahl. Als Lehrer war S. ausserordentlich beliebt; klarer klinischer Vortrag, prägnante Schilderung des Krankheitsbildes, sorgfältige Darstellung der Diagnose und Therapie waren die Vorzüge seines Unterrichtes. Als Mensch zeichnete sich S. durch edle Humanität, grösste Selbstlosigkeit und enorme Arbeitskraft aus. Er starb 7. Febr. 1887 an den Folgen eines Hirnabszesses. Der Tod dieses genialen, im besten Mannesalter, von 49 Jahren, und in vollster Kraft jäh seinem Wirkungskreise entrissenen Arztes war nicht bloss für die Berliner med.[1531] Fakultät, sondern auch für die gynäkol. Wissenschaft ein schwerer Verlust.