Syme, James

[1681] Syme, James, sehr berühmter schottischer Chirurg, geb. (wahrscheinlich) zu Edinburg 7. Nov. 1799, wurde, 1817 Schüler von Dr. Barclay, entdeckte 1818 bis 19 ein neues Lösungsmittel für Kautschuk, gewonnen durch Destillation von Steinkohlenteer, stellte damit wasserdichte Zeuge, Gummiröhren her, verfolgte jedoch diese Erfindung nicht weiter, während Mackintosh zu Glasgow bald darauf ein Patent auf wasserdichte Stoffe erhielt. In derselben Zeit trat er in den von seinem Vetter Liston, der soeben seine Praxis begonnen hatte, eröffneten Seziersaal, wurde Prosektor in demselben, war 1820 Medical Superintendent des Fever Hosp., wo er selbst schwer am[1681] Typhus erkrankte, wurde 1821 zum House Surgeon in der Royal Infirmary erwählt, 1822 Member, 1823 Fellow des R. C. S., während er gleichzeitig an Liston's Stelle private anat. Vorlesungen hielt. 1823 führte er die erste Hüftgelenks-Exartikulation in Schottland aus (Edinb. Med. and Surg. Journ., 1824), machte um dieselbe Zeit ein Kompagniegeschäft mit Liston, veruneinigte sich jedoch bald mit demselben und trat mit Dr. Mackintosh in Verbindung, zur Gründung einer med. Schule, in welcher er von 1825 an über Anat. und Chir. las; er gab jedoch die Anatomie bald auf, hauptsächlich wegen der Schwierigkeit, Leichen zu beschaffen und beschränkte sich auf die Chirurgie. 1829 hatte er bereits 250 Zuhörer, errichtete ein chir. Privat-Hosp., das vom R. C. S. Engl. anerkannt wurde, da er erst 1834, nachdem Liston Edinburg verlassen, an dessen Stelle zum Chirurgen bei der Royal Infirmary erwählt werden konnte, während er bereits 1833 zum Prof. der klin. Chir. bei der Univ., an Stelle von Russell, der zurücktrat, ernannt worden war. 1831 erschienen seine ersten selbständigen Schriften: »Treatise on excision of diseased Joints« und: »The principles of surgery« (3. ed. 1842; Supplem. 1851; deutsch in der Chir. Handbibliothek, XIV, 1832); der in demselben Jahre publizierte: »Case of spontaneous varicose aneurism« war der erste publizierte derartige, die Aorta und Vena cava infer. betreffende Fall. Auch der Aufsatz: »Fibro-cartilaginous tumor of the humerus: removal together with the arm and part of the scapula and clavicle: recovery« (1836) betraf bis dahin nur sehr selten ausgeführte Operationen; 1838 erschien sein Buch: »On diseases of the rectum« (deutsch in den Analekten für Chir. von Blasius und Moser, Berlin 1839). 1840 fand eine Versöhnung mit Liston statt, zu der die ersten Schritte von letzterem ausgingen. 1842 führte er zwei nach ihm später benannte Operationen zum ersten Male aus, nämlich die Amputation in den Malleolen (8. Sept. 1842) (Lond. and Edinb. Monthly Journ. of Med. Sc., 1843) und den äusseren Strikturschnitt auf einer zuvor eingeführten gerinnten Sonde (Ib. 1844). 1843 wurde er von dem Roy. Coll. of Surg. of Engl., nach dem neuen Charter, unter die ersten 300 vom Council ernannten[1682] Mitglieder aufgenommen. 1847 führte er wegen Axillar-Aneurysma eine Exartikulation im Schultergelenk und eine Ligatur der Subclavia mit Erfolg und die erste Exstirpation der Clavicula in Gross-Britannien aus. Von seinen zahlreichen, in den letzten Jahren im Lond. and Edinb. Monthly Journ. und im Monthly Journ. of Med. Sc. publizierten Fällen liess er die wichtigsten gesammelt 1848 in seinen »Contributions to the pathology and practice of surgery« erscheinen, worin er sich u.a. gegen die Resektion des Kniegelenkes (die er früher als einer der ersten in seinem Lande ausgeführt hatte), ferner die des Fuss- und Handgelenkes aussprach und nur die im Ellenbogen- und Schultergelenk für zulässig erklärte. In demselben Jahre ging er an Stelle des verstorbenen Liston, an das University Coll. Hosp. in London als Prof. der klin. Chir. berufen, dorthin, nahm jedoch schon nach 1 Monat seine Entlassung, weil er angeblich auch Vorlesungen über systemat. Chir. halten sollte, wahrscheinlich aber, weil er sich in London nicht wohl fühlte, und kehrte bald darauf nach Edinburg zurück, wo er seine Stellung als Prof. der klin. Chir. wieder einnahm. 1849 publizierte er ein Buch: »On stricture of the urethra and fistula in perineo« (2. ed. 1855, mit einem Anhange), worin er sein erwähntes Verfahren noch besonders empfahl, in dem Anhange aber über eine falsche Beurteilung seitens der franz. Akad. der Med. bei der Zuerkennung von Preisen für Verbesserungen auf dem Gebiete der Krankhh. der Harnorgane sich beklagte. Es finden sich ferner aus dieser Zeit verschiedene Briefe S.'s an einflussreiche Persönlichkeiten publiziert über med. Reform, die Vertretung der Universitäten und med. Korporationen, den Edinburger Lehrstuhl der Chir. u.s.w., sowie mehrere zur Abwehr von Angriffen veröffentlichte Briefe. Unter den zahlreichen, im Ed. Med. Journ. (1857) u.s.w. publizierten Fällen erwähnen wir, als besonders wichtig, u.a.: »Traumatic aneurism of the common carotid, successfully treated by incision and ligature above and below the aneurism«, womit er 2 Personen, dem Verletzten und dem Angreifer, das Leben gerettet hatte. 1861 zum Surgeon in Ordinary der Königin in Schottland ernannt, war er auch Mitglied des General Medical Council für die[1683] Univ. Aberdeen und Edinburg und seit 1869 Ehren-Doktor der Med. der Univ. Bonn und der Rechte von Oxford. Nachdem er 1869 einen Anfall von partieller Paralyse gehabt, resignierte er auf seinen Lehrstuhl und darauf auch auf seine Stelle an der Royal Infirm. und starb 26. Juni 1870.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1681-1684.
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1681 | 1682 | 1683 | 1684
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