Sturmhoefel, Nahida

[348] Sturmhoefel, Nahida, Ps. St. Hadian, geboren 1822 in Flatow, Westpreussen, Tochter des preussischen Majors Sturmhoefel, Mutter der Schriftstellerin Nahida Ruth Lazarus. Als eine der ersten Vorkämpferinnen ernster Frauenemanzipation gründete sie bereits Ende der 1848er Jahre in Dresden eine Frauenzeitung von durchaus freisinniger Richtung. Zu den mannigfachen Enttäuschungen ihres vielgeprüften Daseins gehörte der Treubruch des Mannes, mit dem sie einen Bund fürs Leben geschlossen zu haben glaubte: er verliess sie und Nahida – von nun an kränkelnd – versuchte unter den schwierigsten Umständen sich in Italien eine neue Heimat zu schaffen. Sie war abwechselnd Erzieherin – begünstigt durch ihre ausgezeichneten selbsterworbenen Sprachkenntnisse und ihr Musiktalent – und Mitarbeiterin verschiedener Tages- und Unterhaltungsblätter. Oft genug musste sie durch Sticken und Anfertigung künstlicher Blumen und dergl. ihr Leben fristen. So lernte sie Italien von Savoyen bis zur Insel Sizilien gründlich kennen und verwertete ihre Eindrücke von Land und Leuten in charakteristischen kulturgeschichtlichen Aufsätzen, die leider nicht gesammelt wurden. 1865 gab sie ihre »Freie Lieder« und eine Anzahl religionsphilosophischer Abhandlungen heraus. Eine tief religiöse und humanitäre Natur, suchte sie besonders in Flugschriften und Aufrufen fort und fort für den Frieden zu wirken, hatte sie doch 1860 in den italienischen Befreiungskriegen und 1866 in den österreichisch-deutschen Grenzländern die Gräuel des Krieges persönlich erlebt, da sie im Dienste des »Roten Kreuz« die Verwundeten pflegte. Ihre Hingebung und selbstvergessene Opferwilligkeit wurde von den massgebenden Personen vielfach bemerkt und belobt. Merkwürdig anspruchlos und bescheiden blieb sie stets allem Streben nach Erfolg oder Auszeichnung fern. Schliesslich stand sie fast nur noch mit ihrer einzigen Tochter in Verkehr. Sie starb 1889 in tiefster Zurückgezogenheit in dem Fischerdorf S. Terenzo bei Spezzia.

‒ Freie Lieder. 1865.

‒ Götzen, Götter, Gott. 1876.[348]

Quelle:
Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder Bd. 2. Berlin, 1898., S. 348-349.
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